Gewählte Publikation:
Pommer, N.
Klinische Pharmakologie in der Plastischen Chirurgie - Eine Übersicht über den Einsatz von Antibiotika und das perioperative Gerinnungsmanagement
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 79
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Beubler Eckhard
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Griesbacher Thomas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung:
Zu den Komplikationen plastisch-chirurgischer Eingriffe zählen unter anderem Blutungen, venöse Thromboembolien (VTE), Hämatome und postoperative Wundinfektionen. Die Einflussgrößen und Risikofaktoren dieser Komplikationen sind vielseitig und deren Zusammenspiel ist komplex. Der richtige Einsatz einer perioperativen Antibiotikaprophylaxe (PAP) kann zu einer Reduktion des Risikos für postoperative Wundinfektionen führen. Ebenso ist ein adäquates perioperatives Gerinnungsmanagement ein entscheidendes Werkzeug, um das Risiko für VTE zu reduzieren und gleichzeitig den Blutverlust so gering wie möglich zu halten. Die Handhabung gerinnungsmodulierender Pharmaka birgt Schwierigkeiten und benötigt adäquate Vorgaben.
Material und Methoden:
Im Zuge dieser Arbeit wurde eine Literaturreche durchgeführt. Ziel war es, Literaturübersichtsarbeiten, Studien, nationale, internationale sowie evidenzbasierte Leitlinien und Fachbücher zu akquirieren, welche die PAP, das perioperative Gerinnungsmanagement und die dadurch abgewandten Komplikationen in der Plastischen Chirurgie inhaltlich thematisieren. Im weiteren Verlauf wurde versucht, die in dieser Literatur formulierten Handlungsvorgaben und Ergebnisse zusammenzufassen.
Ergebnisse:
Cefazolin ist das am häufigsten im Zuge der PAP verabreichte Antibiotikum. Bei Beta-Lactam-Allergie kann alternativ der Einsatz von Vancomycin oder Clindamycin erwogen werden. Bei geeigneter Indikation ist eine präoperative intravenöse Gabe innerhalb von 60-120 Minuten vor dem Eingriff sinnvoll. Bei verlängerter Applikation sollte eine Zeitmarke von 24 Stunden nicht überschritten werden. Es existiert keine einheitliche Empfehlung zum Einsatz einer PAP bei den jeweiligen Eingriffen. In folgenden Punkten stimmen die formulierten Empfehlungen überein. Bei ästhetischen und rekonstruktiven Brustoperationen und handchirurgischen Eingriffen mit Implantat soll eine PAP erfolgen. Saubere handchirurgische Operationen ohne Implantat benötigen keine PAP. Das perioperative Gerinnungsmanagement muss an das eingriffsassoziierte Blutungsrisiko, das Risiko für eine VTE und an die individuelle Konstitution der behandelten Person angepasst werden. Zur VTE-Prophylaxe kann Niedermolekulares Heparin oder Fondaparinux herangezogen werden. Für eine jeweilige Bridging-Strategie bei Vitamin-K-Antagonisten ist vor allem der Eingriff ausschlaggebend. Direkte orale Antikoagulantien sollten, angepasst an die Nierenfunktion und an das eingriffsassoziierte Blutungsrisiko, zwischen 24 und 96 Stunden präoperativ abgesetzt werden.
Diskussion:
Sowohl für die PAP als auch für das perioperative Gerinnungsmanagement
fehlen umfassende, allgemein gültige Leitlinien. Um evidenzbasierte, klinisch anwendbare Vorgaben liefern zu können benötigt es umfangreiche Forschung im Zuge von randomisiert kontrollierten, multizentrischen internationalen Studien, die von den jeweiligen Verbänden aufgegriffen und für den/die KlinikerIn in anwendbaren Leitlinien formuliert werden.