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Gewählte Publikation:

Knoll, H.
Behandlungsergebnisse der an der Grazer Kinderklinik nach den Therapieoptimierungsstudien AML-BFM 87, AML-BFM 93, AML-BFM 98 und AML-BFM 04 in den Jahren 1987-2017 behandelten Patientinnen und Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) unter besonderer Berücksichtigung der Art der durchgeführten ZNS-Rezidivprophylaxe – eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 115 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Benesch Martin
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Leukämien sind mit rund 30% die häufigsten onkologischen Entitäten im Kindes- und Jugendalter, wobei die akute myeloische Leukämie (AML) mit 15-20% die zweithäufigste Leukämieform darstellt. Sowohl der Verlauf als auch die Prognose der AML sind nach wie vor ungünstiger als die bei akuter lymphoblastischer Leukämie. Die Heilungsaussichten bei Patientinnen und Patienten mit AML-Ersterkrankung verbesserten sich jedoch dank der in den vergangenen drei Jahrzehnten erzielten Therapiefortschritte deutlich. Die 5-Jahres- Überlebensrate stieg von 49 ± 3% (1987-1992) auf 76 ± 4% (2010-2012) an. Aufgrund von Nebenwirkungen, die im Rahmen der ZNS-Rezidivprophylaxe durch eine Schädelbestrahlung zu erwarten sind, hat die intrathekale Chemotherapie die kraniale Radiatio als ZNS-Prophylaxe weitgehend ersetzt. Auch an der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Hämato-Onkologie der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde wird seit 2004 auf die prophylaktische Schädelbestrahlung verzichtet. Methodik: Bei dieser Diplomarbeit handelt es sich um eine retrospektive Datenanalyse von 79 Patientinnen und Patienten, die in den vergangenen 30 Jahren (1987-2017) aufgrund einer AML an der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Hämato-Onkologie der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde behandelt wurden. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung potentieller prognostischer Faktoren (Alter, Geschlecht, Subtyp, molekulargenetische Aberrationen, MDS-AML sowie Therapieprotokoll) auf das kumulative sowie rezidivfreie Überleben. Weiters soll insbesondere der Einfluss der ZNS-Prophylaxe (Schädelbestrahlung vs. Chemotherapie) im Hinblick auf das Gesamtüberleben, rezidivfreie Überleben und Spätfolgen untersucht werden. Die Auswertung dieser Faktoren erfolgt mittels deskriptiver Statistik und Überlebenskurven nach der Kaplan-Meier-Methode. Die Erkenntnisse der Analyse sollen für die Behandlungsoptimierung bei Kindern und Jugendlichen mit AML herangezogen werden. Ergebnisse: Das kumulative sowie rezidivfreie Überleben verbesserte sich im Laufe der letzten Jahrzehnte von 50,0% ± 35% (AML-IGCI 87) auf 76,9% ± 7% (AML-BFM 2004). Das kumulative sowie rezidivfreie Überleben war bei schädelbestrahlten Kindern höher (100,0%) als nach intrathekaler Chemotherapie (OS: 88,5% ± 6%; RFS: 88,5% ± 5%). Das höchste Gesamtüberleben sowie rezidivfreie Überleben zeigten Kinder mit dem Subtyp FAB M3 und M4eo (100,0%), Kinder mit FAB M6 das niedrigste (0,0%). Bei AML mit zytogenetischen Veränderungen war das Gesamtüberleben sowie das rezidivfreie Überleben im Mittel länger (OS: 76,2% ± 7%; RFS: 76,2% ± 8%) als bei einer AML ohne Aberrationen (OS: 44,4% ± 6%; RFS: 51,3% ± 7%). Kinder mit MDS-AML zeigten ein höheres kumulatives sowie rezidivfreies Überleben (60,0% ± 20%) als Kinder mit de-novo AML (OS: 54,1% ± 5%; RFS: 60,0% ± 5%). Patienten überlebten im Mittel länger (OS: 60,7% ± 8%; RFS: 70,8% ± 7%) als Patientinnen (OS: 50,0% ± 7%; RFS: 52,8% ± 7%). Das höchste kumulative 5-Jahres-Überleben zeigten Jugendliche zwischen dem 16. und vollendeten 18. Lebensjahr (61,1% ± 9%), das höchste rezidivfreie Überleben Kinder zwischen dem 6. und vollendeten 10. Lebensjahr (61,1% ± 10%). 17 Kinder [nach Bestrahlung: n=7 (58,3%), nach Chemotherapie: n=10 (38,5%)] entwickelten endokrinologische Spätfolgen, acht neuropsychologische Defizite (nach Bestrahlung: 33,3%, nach Chemotherapie: 15,4%). Andere Spätkomplikationen traten seltener oder gar nicht auf. Zusammenfassung: Die in den vergangenen Jahrzehnten erzielten Therapiefortschritte im Rahmen der AML- BFM Therapieoptimierungsstudien spiegelten sich auch in den Ergebnissen dieser Arbeit wider. Auch wenn die Durchführung einer prophylaktischen Schädelbestrahlung einen günstigen Einfluss auf die Heilungsaussichten von Patientinnen und Patienten mit AML zu haben scheint, gibt es Anzeichen für eine Häufung von – insbesondere endokrinologischen sowie neuropsychologischen – Langzeitkomplikationen nach Radiotherapie.

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