Gewählte Publikation:
Lerchl, T.
Hypoparathyreoidismus und Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 78
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Amrein Karin
-
Wölfler Monika Martina
- Altmetrics:
- Abstract:
- Fragestellung
Hypoparathyreoidismus (HypoPT) ist eine seltene Erkrankung, von der Frauen überproportional häufig (70-80%) betroffen sind. Die Frage nach dem Einfluss eines chronischen HypoPT auf Schwangerschaft, Stillzeit und Fertilität ist relevant, da der Mineralhaushalt von Frauen in dieser Zeit bereits besonders belastet ist. Eine schwedische Kohortenstudie beschreibt bei Schwangerschaften mit HypoPT eine höhere Rate an Frühgeburten, Präeklampsie und ein geringeres Geburtsgewicht.
Material und Methode
Aus der prospektiven «HypAus-Studie» wurden 21 Patientinnen zu Fertilität, Verlauf der Schwangerschaft/en und Geburt/en sowie dem Stillverhalten befragt. Des Weiteren wurden 133 Patientinnen der retrospektiven Hypoparathyreoidismus-Beobachtungsstudie nach ICD Codierungen für Schwangerschaft und Reproduktion gefiltert.
Ergebnisse
Zum Diagnosezeitpunkt befanden sich 16 von 21 Frauen der „Hyp-Aus Studie“ in ihrer reproduktiven Lebensphase. 11 von 21 Frauen waren kinderlos, 9 von 21 bekamen ein oder mehrere Kinder vor Manifestation des HypoPT. Eine einzige Frau hatte unter bestehendem HypoPT eine erfolgreiche Konzeption und Schwangerschaft, aber auch erst durch In-Vitro-Fertilisation. Sie gebar in der 35.SSW mithilfe der Saugglocke ein gesundes Kind. Postpartal trat eine atone Uterusblutung (2l Blutverlust) auf. Es gab keine erfolgreichen spontanen Konzeptionen nach Erstmanifestation des HypoPT. Zudem äußerten einige Patientinnen aufgrund ihrer Vorerkrankung starke Bedenken bezüglich einer möglichen Schwangerschaft.
Aus den 133 Patientinnen der retrospektiven Hypoparathyreoidismus-Studie wurden 3 Patientinnen identifiziert, welche nach Erstmanifestation des HypoPT ein Kind bekamen. 2 von 3 Frauen erhielten während ihrer Schwangerschaft keine zusätzliche Betreuung oder Therapieanpassungen. Alle drei Frauen gebaren gesunde Kinder. Eine Patientin war aufgrund eines Kinderwunsches in erfolgloser IVF in Betreuung.
Schlussfolgerung
Da Schwankungen im Calciumspiegel das Risiko für fetale und maternale Komplikationen erhöhen, müssen Frauen mit HypoPT in dieser Zeit intensiver betreut werden. Patient*innen sollten auf die Wichtigkeit der Therapiekontrollen aufmerksam gemacht werden und Informationsmaterial zur Verfügung gestellt bekommen.
Calcium kann die Kontraktilität des Uterus beeinflussen. Ein Zusammenhang mit Frühgeburtlichkeit oder einer Uterusatonie ist daher denkbar.
Der Zusammenhang zwischen unerfülltem Kinderwunsch und Hypoparathyreoidismus sollte weiter erforscht werden.