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Schneller, L.
Einflussfaktoren des beruflichen Wiedereinstieges nach Schlaganfall im jungen Erwachsenenalter
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 71
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Enzinger Christian
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Pinter Daniela Theresia
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Schlaganfälle repräsentieren die dritthäufigste Todesursache in Österreich. Bei rund der Hälfte der Patient*innen, welche einen Schlaganfall erleiden, ist mit körperlichen oder psychischen Langzeitbeschwerden zu rechnen. Obwohl der Schlaganfall lange Zeit als eine Erkrankung des höheren Alters galt, hat die Anzahl an jungen Schlaganfallpatient*innen in den letzten Jahren zugenommen. Die Wiedererlangung der Berufsfähigkeit stellt hierbei einen großen Meilenstein in der Genesung der Patient*innen dar. Ziel dieser Arbeit ist es, die Häufigkeit des beruflichen Wiedereinstieges (engl. „return to work“, RTW) sowie potenzielle Einflussfaktoren in dieser speziellen Kohorte zu eruieren und eine Vorhersage bezüglich der Wahrscheinlichkeit des Wiedereinstieges in das Berufsleben zu treffen.
Material und Methoden
Die analysierten Datensätze stammen aus der prospektiven, laufenden Studie „Stroke in the Young“ der Universitätsklinik für Neurologie. Es wurden 134 Schlaganfallpatient*innen zwischen 18 und 55 Jahren untersucht. Von den Patient*innen wurden zur Baseline (während des Akutaufenthaltes nach dem Schlaganfall) und nach drei Monaten (Follow-up) standardisiert klinische und neuropsychologische Parameter erhoben. Zusätzlich wurden die Volumina des geschädigten Gewebes der einzelnen Patient*innen erfasst. Die entsprechenden MRT Läsionsmasken wurden mit der „FSL – fMRIB‘s Software Library“ eingezeichnet. Die statistische Auswertung wurde mit Hilfe von SPSS26 durchgeführt.
Ergebnisse und Resultate
Von insgesamt 134 Schlaganfallpatient*innen gelang 69 (51,5%) innerhalb von drei Monaten wieder der Einstieg ins Berufsleben. Diese RTW Patient*innen waren jünger (p<0,0001) und verbrachten weniger Tage im Krankenhaus (p<0,0001) im Vergleich zu Patient*innen ohne beruflichen Wiedereinstieg (engl. „no return to work“, NRTW). RTW Patient*innen wiesen einen niedrigeren Beeinträchtigungsgrad, gemessen anhand der „National Institute of Health Stroke“ Skala (NIHSS), zum Zeitpunkt der Aufnahme (p<0,0001), der Entlassung (p=0,001) und des 3-monatigen Follow-ups (p<0,0001) sowie ein geringeres Ausmaß an Behinderung, gemessen anhand der „modified Rankin Scale“ (mRS), zum Zeitpunkt des Follow-Up (p<0,0001) auf. RTW Patient*innen zeigten eine bessere Leistung in den Bereichen globale Kognition (Montreal Cognitive Assessment; p=0,021) und Verarbeitungsgeschwindigkeit (Symbol Digit Modalities Test; p=0,046) zur Baseline. NRTW Patient*innen litten häufiger an einer Depression (p=0,023) oder an Diabetes mellitus (p=0,019). RTW waren häufiger als Selbstständige tätig, verglichen mit NRTW Patient*innen (p=0,037). Eine Regressionsanalyse zeigte, dass das Alter bei Schlaganfall und die verbrachten Tage im Krankenhaus signifikant zur Vorhersage des RTW beitrugen.
Schlussfolgerung
Der berufliche Wiedereinstieg nach einem Schlaganfall stellt ein wichtiges Ziel im Rahmen der Genesung eines*er Patient*in dar und ist gleichzeitig auch von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Alterness bezüglich in dieser Hinsicht negativ beeinträchtigender Faktoren ist vonnöten, um über eine Kenntnis von Prädiktoren den RTW besser zu ermöglichen.
Diese Arbeit konnte in Zusammenschau mit internationalen Vergleichsstudien diesbezügliche Einflussfaktoren identifizieren. Das Alter zum Zeitpunkt des Schlaganfalls, der Schweregrad der motorischen und kognitiven Einschränkungen, die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus und die Risikofaktoren Diabetes mellitus und Depression unterschieden sich bei RTW Patient*innen zu NRTW Patient*innen. Diese Analysen legen nahe, dass diese Subgruppe (NRTW Patient*innen) durch intensive Rehabilitation und flexible Wiedereinstiegsangebote unterstützt werden soll.