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Perak, M.
Kognitive Empathie bei alkoholbezogenen Störungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 86
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Lahousen-Luxenberger Theresa
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung:
Bisher ist wenig bekannt über den Einfluss einer Alkoholabhängigkeit (AD) auf kognitiv-empathische Fähigkeiten, die sowohl auf die soziale Interaktion als auch auf den Krankheitsverlauf entscheidende Auswirkungen haben können.
Die AD ist eine häufige psychiatrische Erkrankung und beeinflusst nicht nur die PatientInnen selbst, sondern auch deren näheres Umfeld. High-risk-Personen (HR), die mit AD-PatientInnen verwandt sind, tragen ein erhöhtes Risiko, ebenfalls an einer AD zu erkranken.
Im Rahmen dieser Arbeit erfolgte eine Analyse der Selbsteinschätzung und objektiver Testung in Bezug auf kognitiv-empathische Fähigkeiten, wobei wir Defizite bei den AD-PatientInnen vermuteten. Bei einer neuroanatomischen Untersuchung der mit kognitiver Empathie assoziierten Hirnareale hypothetisierten wir ein Volumendefizit in der HR- und AD-Gruppe.
Methoden:
Mittels des Saarbrücker Persönlichkeitsfragebogen (Interpersonal Reactivity Index) (SPF-IRI) verglichen wir die Selbstauskunft der kognitiven Empathie von AD-PatientInnen (n=49), HR-ProbandInnen (n=44) sowie einer Non-high-risk-Kontrollgruppe (nHR) ohne bekannte AD-Familienanamnese (n=44). Mithilfe des Reading Mind in Eyes - Tests (RMET) konnten mögliche Differenzen bezüglich der kognitiv-empathischen Fähigkeiten zwischen den Gruppen ermittelt werden.
Durch eine voxelbasierte Morphometrie (VBM) konnten die T1-gewichteten MRT-Bilder der Gruppen auf mögliche Unterschiede in den für kognitive Empathie relevanten Hirnarealen analysiert werden. Zudem untersuchten wir mögliche Korrelationen zwischen neuroanatomischen Defiziten und RMET (alle Gruppen) bzw. der Schwere der Abhängigkeit (bei AD).
Ergebnisse:
Bezüglich der kognitiv-empathischen Komponente des Selbstauskunftsfragebogens SPF-IRI konnten keine Differenzen zwischen den einzelnen Gruppen nachgewiesen werden. Im RMET zeigte sich ein niedrigerer Score der AD-Gruppe im Vergleich zu den nHR-ProbandInnen. Ebenfalls konnte ein neuroanatomisches Volumendefizit der AD-PatientInnen in der linken temporoparietalen Junktion (TPJ) im Vergleich zur nHR-Gruppe nachgewiesen werden. Zudem konnten wir bei der HR-Gruppe eine positive Korrelation zwischen RMET-Score und dem Hirnvolumen im Bereich des linken Precuneus zeigen.
Diskussion:
Die Ergebnisse dieser Diplomarbeit deuten auf ein mögliches Defizit der kognitiven Empathie von AD-PatientInnen sowie eine verzehrte Selbstwahrnehmung diesbezüglich hin. Zudem werden die neuroanatomischen Ergebnisse in den mit kognitiver Empathie assoziierten Hirnarealen erläutert und diskutiert. In weiterer Folge werden Stärken und Limitationen dieser Diplomarbeit exploriert sowie Implikationen für zukünftige Forschungsfragen präsentiert.