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Walder, A.
Tuberkulose: Darstellung der derzeitigen Problematik hinsichtlich pharmakologischer Therapieoptionen.
Beleuchtung neuester Forschungsansätze und potentieller Behandlungsstrategien
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 116
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Luschnig Petra
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- Abstract:
- Obwohl die Tuberkulose als sehr alte Infektionskrankheit die Menschheit schon seit geraumer Zeit beschäftigt, scheint es trotz rasanter medizinischer Fortschritte weiterhin schwierig zu sein, deren Ausrottung zu bewirken. Daher ist auch heute noch ein Drittel der weltweiten Bevölkerung mit Tuberkuloseerregern infiziert. Diese Arbeit soll einen Überblick über die derzeit zugelassenen Pharmaka liefern und Probleme aufzeigen, die sich durch deren Anwendung ergeben. Neben zahlreichen Nebenwirkungen scheint auch das große Interaktionspotential der Antituberkulotika dafür verantwortlich zu sein, dass sich die Behandlung der – meist komorbiden – Tuberkulosepatient*innen äußerst schwierig gestaltet. Besonderer Bezug wird auf die aktuelle Resistenzsituation genommen, die die Therapie mit Antituberkulotika, auch in Europa, deutlich erschwert.
Um dennoch den Bestrebungen der WHO zur Tuberkuloseeradikation annähernd Folge leisten zu können, ist es notwendig, die derzeitigen Barrieren der antibiotischen Therapie zu überwinden. Neue Behandlungsansätze zielen einerseits darauf ab, potentielle Virulenzfaktoren von Mycobacterium tuberculosis zu detektieren, um sich diese, in weiterer Folge, als pharmakologische Targets zu Nutze zu machen. Andererseits scheinen host-directed-therapies zur TB-Bekämpfung im Kommen zu sein und neueste Studienergebnisse stellen die protektiven Eigenschaften der wirtseigenen Immunantwort, zu der es im Rahmen einer Tuberkuloseinfektion kommt, in Frage. Es wird vermutet, dass das Mykobakterium im Granulom nicht nur einen Latenzzustand einnimmt, sondern auch über metabolische Anpassungen, Nährstoffnutzung und andere Mechanismen seine Resistenz vorantreibt.
Problematisch ist jedoch neben der Zulassung neuer Antituberkulotika, die sich sehr zeitintensiv gestaltet auch deren Implementierung in Hochinzidenzländern, da diese mit einem hohen Kostenaufwand verbunden sind. Daher erscheint es sinnvoll, das Potential der derzeit am Markt befindlichen Medikamente besser auszunützen. Auch erweist sich die Anwendung von pflanzlichen Adjuvantien als günstig, da sie neben einer Wirkungsverstärkung der Standardtherapeutika, auch deren Nebenwirkungsrate senken können. Darüber hinaus scheint durch Modifikation der Applikationswege, ein längerfristiger antimykobakterieller Effekt erzielt werden zu können, was mit der Umgehung von systemischen Nebenwirkungen sowie des hepatischen First-Pass-Effektes einhergeht. Nicht zuletzt besteht die kostengünstige Möglichkeit des ajuvanten Einsatzes von off-label-Medikamenten zur Effizienzsteigerung der Antituberkulotika. Die bereits beobachteten Parallelen zwischen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und einer Tuberkuloseinfektion geben Hoffnung für den künftigen Einsatz eines erweiterten Spektrums an antituberkulös wirksamen Substanzen.