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Paleczek, C.
Signifikanter Anstieg der Amputations-Rate der unteren Extremitäten bei zugrunde liegender Gefäßerkrankung im Rahmen des COVID-19 Lockdowns. Eine retrospektive Datenauswertung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 56 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Brodmann Marianne
Nemecz Viktoria
Altmetrics:

Abstract:
Einführung Die COVID-19-Pandemie stellt unsere Gesellschaft seit ihrem Ausbruch vor große Herausforderungen. Mit dem ersten in Österreich ausgerufenen Lockdown im Frühjahr 2020 gingen eine Reihe von strikten Maßnahmen und Beschränkungen einher, um die Ansteckungsrate zu minimieren und das Gesundheitssystem zu entlasten. Durch verschiedene Faktoren, wie der generellen Angst vor COVID-19, aber auch der eingeschränkten Möglichkeit medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, waren vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen sehr zurückhaltend das Krankenhaus aufzusuchen. Auch PatientInnen mit vaskulärer Grunderkrankung suchten Gesundheitseinrichtungen häufig erst mit einer massiven Befundverschlechterung im Bereich der unteren Extremität auf, wodurch eine beinerhaltende Therapie oft nicht mehr möglich war und somit die Indikation zur Amputation gestellt werden musste. Das Ziel dieser Studie war die Veranschaulichung eines deutlichen Anstieges der Major-Amputationsrate bei PatientInnen mit Gefäßerkrankungen während der Lockdown-Periode 2020. Material und Methoden Durch retrospektive Datenanalyse aus der openMEDOCS Patientendatenbank der klinischen Abteilung für Angiologie am Universitätsklinikum für Innere Medizin des LKH Graz wurden alle PatientInnen eingeschlossen, die bei zugrundeliegender Gefäßerkrankung durch die Abteilung für Angiologie betreut wurden, einem Mindestalter von 18 Jahren entsprachen und bei denen in den Zeiträumen 16.03.-30.06.2018, 16.03.-30.06.2019 und 16.03.-30.06.2020 eine Major-Beinamputation durchgeführt wurde. Es wurden Daten bezüglich Alter, Geschlecht, kardiovaskulärer Risikofaktoren, Komorbiditäten, Art der Amputation (Oberschenkel oder Unterschenkel) und 1-Jahres-Mortalität erhoben und zwischen den beiden Geschlechtern sowie zwischen den einzelnen Beobachtungszeiträumen miteinander verglichen. Ergebnisse In den präpandemischen Beobachtungszeiträumen 2018 und 2019 wurden jeweils 2 Major-Amputationen durchgeführt, während es in der Lockdown-Periode 2020 insgesamt 13 waren. Das entspricht einem Anstieg von 550%. Das mittlere Alter der Gruppen lag bei 75±5,7 (2018), 90,5±2,1 (2019) und 70,1±11,3 (2020) Jahren. Der Großteil der PatientInnen war männlich und 2020 lag in 84,6% der Fälle zum Zeitpunkt der Vorstellung bereits ein Gangrän im Rahmen einer kritischen Extremitätenischämie vor. Fazit Die vorliegende Arbeit zeigt, dass es während der Lockdown-Periode 2020 zu einem deutlichen Anstieg der Major-Amputationsrate im Vergleich zu den beiden Vorjahren gekommen ist. Dies veranschaulicht den indirekten Effekt der COVID-19-Pandemie, die durch eine erhebliche Anzahl an vermeidbaren Beinamputationen folgenschwere Auswirkungen auf die Lebensqualität, Morbidität und Mortalität der Betroffenen hat.

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