Gewählte Publikation:
Hammer, L.
Ätiologie, Inzidenz und Risikofaktoren der Windeldermatitis inklusive der Soordermatitis bei Neugeborenen
Eine retrospektive Beobachtungsstudie an der Abteilung für Neonatologie Graz
im Untersuchungszeitraum 01.01.2019 bis 31.12. 2019
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2021. pp. 76
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Resch Bernhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- HINTERGRUND: Die Windeldermatitis (WD) zählt im Säuglings-Kleinkindalter zu einer der häufigsten Hauterkrankungen. In der medizinischen Literatur wird eine Prävalenz zwischen 16-65% angenommen. Eine Vielzahl der vorhandenen Studien betrachtet die Windeldermatitis im ambulanten Setting. Diese Arbeit analysiert das Vorkommen von Windeldermatitis bei Neugeborenen mit einem Gestationsalter (GA) zwischen 23 und 42 Schwangerschaftswochen (SSW) im Jahr 2019 an der Klinischen Abteilung für Neonatologie an der Universitätsklinik Graz.
METHODIK: Diese retrospektive Studie beinhaltet 605 im Jahr 2019 auf der Neonatologie Graz behandelte Neugeborene. In den Datensatz wurden nur Säuglinge, die an der Universitätsklinik Graz geboren oder maximal 24 Stunden nach ihrer Geburt auf der Neonatologie aufgenommen wurden, inkludiert. Die Daten (Vorliegen, Dauer und Beginn einer WD, Alter der Mutter, mütterliche Einnahme von Antibiotika, Geburtsgewicht (GG), Geschlecht, GA, Surfactant-Gabe, Lungenreifeinduktion, Geburtsmodus, Beckenendlage, Nabelarterien pH-Wert, APGAR- Werte, Small for Date (SFD), bakterielle Infektion/ Early-onset-Sepsis (EOS), Late-Onset-Sepsis (LOS), Antibiotika, Ernährung, parenterale Ernährung, Atmungsunterstützung, Dauer des Krankenhausaufenthalts, Coffeincitrat, Neonatales Abstinenzsyndrom (NAS), Swiss Neonatal Skin Score (SNSS), Hyperbilirubinämie, Hauterkrankungen, Mund- und Gesäßsoor) wurden aus Arztbriefen und Pflegedokumenten erfasst.
ERGEBNISSE: Die Inzidenz der Windeldermatitis betrug 45% (274/605). Eine Superinfektion mit Candida albicans hatten 87 % (237/274) der Kinder. Im Mittel begann die WD mit dem neunten Lebenstag und dauerte im Durchschnitt 9 Tage. In dieser Studie entwickelten 50% der Frühgeborenen (152/302) und 41 % der Reifgeborenen (122/301) eine WD (p=0,008) mit signifikant unterschiedlichem mittleren Beginn (Tag 11 vs. 6, p<0,001) und unterschiedlicher mittlerer Dauer (10 vs. 7 Tage, p<0,001). Signifikante Unterschiede zwischen den Fällen mit und denen ohne WD konnten beim GG (Mittelwert 2545 vs. 2836, p<0.001), GA (Mittelwert 36 vs. 37, p<0.001), bakteriellen Infektionen/EOS (34% vs. 24%, p=0.001), NAS (4.4% vs. 0.6%, p=0.008), Hauterkrankungen (21% vs. 10%, p<0.001), Mundsoor (8.0% vs. 2.1%, p<0.001), SNSS (Mittelwert 0.69 vs. 0.52, p=0.002), mittlerer Dauer der Atemunterstützung in Tagen (10 vs. 5, p=0.002), mittlerer Dauer der parenteralen Ernährung in Tagen (7 vs. 5, p=0.021), mittlerer Dauer des Krankenhausaufenthalts in Tagen (20 vs. 12, p<0.001), Lungenreifeindikation (16% vs 10%, p=0.025) und bei der maternalen Antibiotikaeinnahme (15% vs. 9.4%, p=0.025) nachgewiesen werden. Die Ernährung mit Muttermilch wirkte in beiden Gruppen protektiv (8.8% vs. 12%, p=0.008).
SCHLUSSFOLGERUNG: Frühgeborene erkrankten häufiger an einer WD. Die von uns erhobene Inzidenz der WD lag über den bekannten Werten aus der Literatur für die betrachtete Altersgruppe. Die Häufigkeiten der WD in anderen Studien bezogen sich auf moderate und schwere Fälle, während unsere Studie alle Schweregrade miteinschloss. Die im Vergleich zur Literatur höhere Rate an Exazerbationen mit Candida bestätigte jedoch ein verstärktes Vorkommen der WD im Jahr 2019 an unserer Abteilung.
Die in der Literatur bereits bekannten Zusammenhänge zwischen der WD und dem GA, NAS, Hauterkrankungen und Mundsoor konnten in unserer Studie bestätigt werden. Eine Antibiotikagabe hatte keinen Einfluss auf die Entwicklung einer WD. Intensiv gepflegte Säuglinge entwickelten häufiger eine WD als jene unter normaler Pflege.
Anlässlich unserer Studienergebnisse wurde von Seiten der Anstaltsleitung und der Pflege im Haus noch zusätzlich eine gesonderte Pflegestudie initiiert.