Gewählte Publikation:
Huetter, K.
Phytotherapie und Psychiatrie: Stellenwert rationaler Phytotherapeutika in der Behandlung psychischer Erkrankungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2021. pp. 84
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Baranyi Andreas
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Rothenhäusler Hans-Bernd
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Der Einsatz rationaler Phytotherapeutika erfreut sich besonders im deutschsprachigen Raum einer historisch gewachsenen großen Beliebtheit. Besonders zur Behandlung psychischer Symptome wie Verstimmung, Ängstlichkeit, Schlaflosigkeit oder Konzentrationsstörungen werden diese Präparate aufgrund ihrer niederschwelligen Verfügbarkeit gerne eingesetzt. Es wird folgende Forschungsfrage formuliert: „Welchen Stellenwert haben Phytopharmaka in der Therapie psychischer Erkrankungen?“
Methoden: Diese Diplomarbeit wurde als narrative Literaturrecherche verfasst. Die Methodik stellt die Sichtung der verfügbaren Primärliteratur und eine internetbasierte Recherche mithilfe von PubMed und Google Scholar dar. Soweit öffentlich verfügbar, wurden alle Pflanzenmonographien der unterschiedlichen Fachgesellschaften (Herbal Medicinal Product Committee [HMPC], European Scientific Cooperative on Phytotherapy [ESCOP], World Health Organization [WHO] und Kommission E, einer Zulassungskommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Deutschland) eingesehen. Es werden vier große psychische Krankheitsbilder dargestellt, bei denen Phytopharmaka besonders häufig zur Anwendung kommen: affektive Störungen, Angststörungen, Schlafstörungen und das dementielle Zustandsbild. Anschließend an jedes Kapitel werden die für die jeweiligen psychischen Erkrankungen relevantesten Phytopharmaka genauer beleuchtet. Es wird dabei möglichst auf Indikationen, Wirkweise, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen eingegangen.
Ergebnisse: Beantwortung der Forschungsfrage „Welchen Stellenwert haben Phytopharmaka in der Therapie psychischer Erkrankungen?“: Phytopharmaka werden bei unterschiedlichen psychiatrischen Indikationen verwendet, vor allem bei depressiven Störungen, Angststörungen, Schlafstörungen und dementiellem Zustandsbildern. Besonders im deutschsprachigen Raum wird eine häufige Selbstmedikation und ärztliche Verordnung beschrieben. Die wissenschaftliche Evidenz unterscheidet sich je nach Wirkstoff. Phytopharmaka, die in der Therapie psychischer Erkrankungen eingesetzt werden, sind vor allem Johanniskraut, Lavendel, Baldrian, Melisse und Ginkgo. Der Einsatz von Phytopharmaka in der Therapie psychischer Erkrankungen ist nicht ohne Risiken: Es werden Nebenwirkungen, Wechselwirkungen bis hin zu Toxizität beschrieben. Durch rechtliche und pharmazeutische Vorgaben soll eine standardisierte Anwendung ermöglicht werden.
Diskussion: Der Einsatz von rationalen Phytopharmaka in der Behandlung psychischer Erkrankungen ist durch Hinweise auf Wirksamkeit und Anwendungssicherheit gerechtfertigt. Trotz der Popularität bei von psychischen Erkrankungen Betroffenen sollte der Einsatz von Phytotherapeutika nach pharmakotherapeutischen Gesichtspunkten sowie nach Nutzen-Risiko-Abwägungen erfolgen. Der unreflektierte Einsatz kann durch unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen, Wechselwirkungen oder wegen Toxizität Gefahr für die Behandelten bergen. Weitere Forschung auf dem Gebiet der Phytopharmaka ist aufgrund der volksmedizinischen Beliebtheit dieser Präparate indiziert.