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Burkhart, N.
Puumalavirusinfektionen im Raum Graz 2019: Ansteckungsorte und klinische Charakteristika
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2021. pp. 73
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Zollner-Schwetz Ines
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- Einleitung:
Im Jahr 2019 wurde in Österreich ein überdurchschnittlicher Anstieg der Puumalavirusinfektionen festgestellt. Dabei wurden von den 276 in Österreich gemeldeten Fällen 238 in der Steiermark registriert und 57 davon an der Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz diagnostiziert. In der vorliegenden Arbeit wurden diese Fälle des Jahres 2019 analysiert und mit denen des Jahres 2012, in dem ebenfalls überdurchschnittlich viele Infektionen erfasst wurden, verglichen. Dabei wurden insbesondere die Symptome, klinischen Zeichen, Laborwerte sowie Outcome-Daten betrachtet, um etwaige Veränderungen in Bezug auf diese Aspekte herauszuarbeiten. Des Weiteren wurden zur Ableitung möglicher Präventionsmaßnahmen die Infektionswege analysiert.
Methodik:
Alle Patienten/innen mit Puumalavirusinfektion, diagnostiziert an der Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz im Jahre 2019, wurden in das Patientenkollektiv eingeschlossen. Zur Diagnostik erfolgte ein Puumala IgM Schnelltest im mikrobiologischen Labor der Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz sowie ein Abgleich mit einem PCR-Virusnukleinsäure-Nachweis am Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Alle Daten wurden aus dem elektronischen Krankenhausinformationssystem des LKH Universitätsklinikums Graz erhoben.
Ergebnisse:
Im Jahr 2019 wurden bei 57 Patienten/innen und im Jahr 2012 bei 42 Patienten/innen eine Puumalavirusinfektion diagnostiziert. Das am häufigsten angegebene Symptom (Jahr 2012 vs Jahr 2019) war Fieber (90,5 % vs 84,2 %, p=0,549). Weiterführend wurden im Jahr 2019 signifikant mehr Kopfschmerzen (54,8 % vs 78,9 %, p=0,010), pulmologische Symptome (14,3 % vs 33,3 %, p=0,031), Arthromyalgien (7,1 % vs 33,3 %, p=0,003) und Flankenschmerzen (14,3 % vs 33,3 %, p=0,031) angegeben. Es gab keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Häufigkeit abnormer Laborwerte. Circa 87 % wurden mit einer Thrombozytopenie vorstellig, 40 % hatten eine Leukozytose und 70 % einen erhöhten Kreatinin-Wert. Auffällig war hierbei, dass im zeitlichen Verlauf der Maximalwert des Kreatinins 2,35 Tagen später erreicht wurde als der Minimalwert der Thrombozyten-Zahl (p<0,05). Es konnte bestätigt werden, dass sich die Patienten/innen vor allem bei der Heimarbeit sowie bei beruflicher Exposition infizieren. 4,8 % der Patienten/innen im Jahr 2012 und 9,8 % der Patienten/innen im Jahr 2019 mussten auf einer Intensivstation behandelt werden. Alle fünf Patienten, die in den Jahren 2012 und 2019 vorübergehend eine Dialyse benötigten, waren männlich (p=0,323). Alle Patienten/innen aus beiden Jahren überlebten die Puumalavirusinfektion.
Schlussfolgerung:
Da alle dialysepflichtigen Patienten/innen männlich waren, kann ein Geschlechterunterschied beim Ausmaß der Nierenfunktionseinschränkung vermutet werden. Außerdem konnte ein zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Maximalwert des Kreatinins und dem Minimalwert der Thrombozyten-Zahl gezeigt werden. Beide Zusammenhänge benötigen für genauere Angaben weitere Forschung. Außerdem konnte der vorrangige Infektionsweg auf die Heimarbeit und beruflicher Exposition eingegrenzt werden, wodurch in diesem Bereich gezielte Interventions- und Präventionsmaßnahmen möglich wären.