Selected Publication:
Riepl, H.
Häufigkeit der Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion bei Patient*innen mit kardialer Dekompensation in der Notaufnahme der Klinischen Abteilung für Innere Medizin, in den Jahren 2018 bis 2019.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2021. pp. 100
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Lueger Andreas
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Verheyen Nicolas Dominik
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund
Internationalen Studien zufolge haben die Hälfte aller Patient*innen mit dekompensierter Herzinsuffizienz eine erhaltene linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) von mehr als 50%. Außerdem wurde beobachtet, dass Herzinsuffizienz-Dekompensationen offenbar einem saisonalen Trend folgen, mit einer erhöhten Prävalenz in den Wintermonaten. Ob sich dieser Trend unter den LVEF-Kategorien unterscheidet, ist bisher nicht bekannt. Das Ziel unserer Studie ist es die Prävalenz und den saisonalen Verlauf für die dekompensierte Herzinsuffizienz in der Notaufnahme eines Maximalversorgers anzugeben, aufgeteilt in Herzinsuffizienz mit erhaltener (HFpEF), mit mittelgradig-reduzierter (HFmrEF) und mit reduzierter (HFrEF) Pumpfunktion.
Methoden
Für die Studie wurde eine systematische retrospektive Datenanalyse von Patient*innen, die sich an der Notaufnahme der Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz (Graz, Österreich) vorstellten, durchgeführt. Dafür wurden Notaufnahmeprotokolle individuell auf das Vorliegen von Zeichen einer dekompensierten Herzinsuffizienz überprüft. Im Zuge dessen wurden, sofern verfügbar, Alter, Geschlecht, LVEF, NT-proBNP und eGFR notiert. Die Wetterdaten wurden von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erworben.
Ergebnis
Zwischen August 2018 und Juli 2019 wurden 32028 Patient*innen in der Notaufnahme vorstellig, von denen 1248 die Kriterien einer dekompensierten Herzinsuffizienz erfüllten (3,9%). Das mittlere Alter betrug 79.6 ± 9.8 Jahre und 625 (50,1%) Personen waren weiblich. Die Prävalenzen für HFpEF, HFmrEF und HFrEF verteilten sich unter denen mit dokumentierter LVEF (N=866, 69%) auf 43%, 23% und 34%. Verglichen mit der HFrEF-Gruppe, waren Patient*innen mit HFpEF älter (78.6 ± 9.4 vs 76.3 ± 9.4 Jahre), überwiegend weiblich (57% vs. 25%, P < 0,001) und zeigten geringere Konzentration an NT-proBNP (Median 2982 [IQA, 1388 - 6702] pg/ml vs. 7216 [3502 - 16485] pg/ml, P < 0,001). Die meisten Patient*innen dekompensierten im Jänner 2019 (N=144) und die wenigsten im August 2018 (N=65). Nachdem die maximale Tagestemperatur in Dezilen eingeteilt und mit der Anzahl der Dekompensationen verglichen wurde, zeigten sich signifikant mehr Dekompensationen an Tagen mit kalter Temperatur (1. Dezile vs. 10 Dezile: 102 vs. 73 Dekompensationen; P=0,026). Zusätzlich fanden wir einen signifikanten inversen Zusammenhang zwischen der Temperatur und der Prävalenz der Dekompensationen in beiden Gruppen, sowohl bei HFpEF- (P für linear-zu-linear = 0,002) als auch bei HFrEF-Patient*innen (P für linear-zu-linear = 0,003).
Diskussion
Die gesammelten Daten bestätigen eine Prävalenz von ungefähr 50% für die Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion unter Patient*innen mit einer dekompensierten Herzinsuffizienz und zudem einen saisonalen Trend für Dekompensationen. Die Prävalenz der dekompensierten Herzinsuffizienz verhält sich indirekt proportional zur Temperatur, unabhängig von der zugrundeliegenden Ursache der Herzinsuffizienz. Man kann also annehmen, dass sich die Mechanismen, die zur Dekompensation in den Wintermonaten führen, zwischen HFpEF und HFrEF ähnlich verhalten. Diese Tatsache könnte also Ausgangspunkt für eine Anpassung der präventiven Therapiestrategien für Patient*innen mit chronischer Herzinsuffizienz während der kalten Jahreszeit sein.