Gewählte Publikation:
Gieringer, A.
SARS-CoV-2 Infektion und Zusammenhänge mit systemischen Organschäden
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2021. pp. 78
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Enko Dietmar
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Meinitzer Andreas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Am 11.03.2020 erklärte der Generaldirektor der World Health Organisation (WHO) den Coronavirus Disease-19 (COVID-19) Ausbruch für eine Pandemie. Hinter dem Akronym steckt eine Erkrankung, ausgelöst durch Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus type 2 (SARS-CoV-2). Recht rasch identifizierte man die vorwiegend respiratorischen Leitsymptome wie Fieber (78%), Husten (40%) und Dyspnoe (31%). Diese klassischen Symptome sind Konsequenz der Infektion des Respirationstraktes. Die Übertragung des Erregers wird vorwiegend durch Aerosole hervorgerufen. Somit stellen die luftleitenden Wege die primäre Eintrittspforte für die Viren dar und erklären die Häufung der angeführten Symptome. Allmählich begann man auch systemische Manifestationen, wie gastrointestinale, neurologische oder hämatologische Symptome, wahrzunehmen.
Pathophysiologisch dringt das SARS-CoV-2 Virus über den Angiotensin-Converting-Enzyme-2 (ACE-2) Rezeptor in eine Wirtszelle ein, um diese zu infizieren. Der Tropismus des Erregers wird demzufolge von der Lokalisation und Dichte der Expression der Rezeptoren bestimmt. Die ACE-2 Rezeptoren werden nicht nur im Respirationstrakt, sondern auch vorwiegend im Gefäßendothel, Herz, Gallengangsystem, Gastrointestinaltrakt, Nieren und im Gehirn exprimiert.
Die vorliegenden Daten beziehen sich auf jene 10% der gesamten COVID-19 Infektionen, welche hospitalisiert werden. Das Risiko eines Organschadens nimmt mit dem Schweregrad der Erkrankung, sowie mit präexistenten systemischen Organschäden zu.
Aufgrund der Expression der ACE-2 Rezeptoren in extrapulmonalem Gewebe können systemische Manifestationen einer COVID-19 Infektion auftreten. Beispielsweise treten thrombotische Ereignisse in 5-20%, Myokarditiden in rund 20%, Myokardschäden kombiniert mit Arrhythmien in 17-44%, Kardiomyopathien in 7-33%, hepatische Manifestationen in 19%, Anorexie in 21%, Proteinurie in 44%, akutes Nierenversagen in 20%, neurologische Manifestationen, und Anosmie und Ageusie in 32% auf.
Die COVID-19-Endothelialitis spielt eine Schlüsselrolle in der Pathogenese. Ein vorgeschädigtes Gefäß-Endothel (im Sinne einer kardiovaskulären Vorbelastung durch Atherosklerose, Hypertonus, Diabetes etc.) ist ein prominenter Risikofaktor für ein schlechtes Outcome. Die vorliegende Arbeit stellt einen Überblick der systemischen Organmanifestationen zum Zeitpunkt Ende 2020/Anfang 2021 dar.