Gewählte Publikation:
Pichler, V.
Der Einfluss von Achtsamkeit auf Life-Style-basierte kardiovaskuläre Risikofaktoren
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2021. pp.
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Gasser Robert
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Leal Garcia Sabrina
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitend sei auf die wachsende Anzahl an wissenschaftlichen Arbeiten über den Beitrag von Achtsamkeit in der Präventivmedizin hingewiesen. Dies spiegelt das zunehmende Interesse daran wider. Obwohl das Forschungsgebiet rund um Achtsamkeit noch sehr jung ist, besitzt das Konzept historische Wurzeln, die vor allem aus den buddhistischen Lehren stammen. Die wichtigsten beeinflussbaren kardiovaskulären Risikofaktoren sind vorwiegend durch den Lebensstil bedingt und eine Änderung braucht nicht nur eine ausreichende ärztliche Beratung, sondern auch entsprechende Motivation und Durchhaltevermögen. Die vorliegende Übersichtsarbeit befasst sich mit der Auswirkung von Achtsamkeit auf diese psychologischen Komponenten im Gesamtkomplex kardiovaskulärer Risikofaktoren. Als Methode wurde eine ausgedehnte Literaturrecherche über PubMed und GoogleScholar gewählt. Dabei wurde versucht, die wesentlichsten Studien zusammenzufassen, welche von 1975 bis 2020 reichen. Bevorzugt wurden randomisierte kontrollierte Studien bzw. Metaanalysen von randomisierten kontrollierten Studien verwendet. Thematische Grundlagen stammen aus Fachbüchern über Innere Medizin, Physiologie, Psychologie, Philosophie und Theologie. Im Ergebnisteil wurden die Life-Style-basierten kardiovaskulären Risikofaktoren einzeln bearbeitet. Als erstes Ergebnis zeigte sich beim Risikofaktor Rauchen ein positiver Effekt in 33 Studien, während nur eine Studie keinen Unterschied zu anderen Methoden nachweisen konnte. Die besten Ergebnisse zeigten Untersuchungen, in denen Achtsamkeit mit bekannten, gängigen Interventionen kombiniert wurde. Im Kontext von achtsamkeitsbasiertem Gewichtsmanagement wurden mehrere kardiovaskuläre Risikofaktoren zusammengefasst: Ernährung, körperliche Bewegung und das metabolische Syndrom, mit den Unterpunkten Diabetes mellitus II, Blutdruck und Fettstoffwechsel. Während die grundsätzliche Überlegung, dass die Bewusstmachung von Automatismen bei Ernährungsgewohnheiten diese beeinflussen kann, durch mehrere Studien belegt ist, konnte kein Vorteil von Achtsamkeit gegenüber anderen Methoden aufgezeigt werden.
Der Einfluss von Achtsamkeit auf körperliche Bewegung wurde in 80 Studien genauer betrachtet, die alle eine positive Korrelation zeigten. Die meisten Autoren weisen trotz der vielversprechenden Ergebnisse darauf hin, dass die Heterogenität der Studien bezüglich der Teilnehmer*innen, der Sportarten und der verschiedenen Interventionen limitiert ist. Trotzdem lässt sich im Bereich Motivation und Umsetzung sportlicher Betätigung ein positiver Effekt ableiten. Um Achtsamkeit in Bezug auf den Risikofaktor Diabetes mellitus II zu analysieren, wurden zwei randomisierte kontrollierte Studien, eine klinische Studie, eine Übersichtsarbeit mit acht Studien und eine Pilotstudie herangezogen, die mehrheitlich signifikante Besserungen verschiedener Parameter zeigen aber vom Studiendesign und den Definitionen von Achtsamkeit sehr unterschiedlich waren.
Die Auswirkungen auf den Stress und Blutdruck wurden bezüglich letzterem mit zwei Metaanalysen bearbeitet. Dabei stellten alle eine signifikante Senkung des systolischen und des diastolischen Blutdruckwertes fest. Der Themenbereich Stress ist breitgefächert und die Studien variieren stark in den herangezogenen Stressmarkern. Insgesamt berichten 72 Studien von signifikanten und zwölf Studien von nicht signifikanten Ergebnissen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Mehrheit der Studien und Metaanalysen einen signifikanten Vorteil für die Verwendung von achtsamkeitsbasierten Verfahren in der kardiovaskulären Prävention aufweist. Allerdings werden immer wieder die gleichen Limitationen erwähnt: die Heterogenität der Studiendesigns, der verwendeten achtsamkeitsbasierten Interventionen, der Teilnehmer*innen, sowie die schwierige, oft subjektiv beeinflusste Messbarkeit von Achtsamkeit und das Fehlen von Follow-up-Studien.