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Ertler, M.
Langzeitverlauf nach zerebraler Sinusvenenthrombose in Abhängigkeit vom venösen Rekanalisierungsgrad
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2021. pp. 62 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Fandler-Höfler Simon
Gattringer Thomas
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Die zerebrale Venen- und Sinusthrombose (CVST) ist eine seltene zerebrovaskuläre Erkrankung, die etwa 0,5% aller Schlaganfälle zugrunde liegt und hauptsächlich junge Frauen betrifft. Aus der klinischen Praxis ist bekannt, dass sich CVST- Patient_innen, die in der Regel eine gute funktionelle Akutprognose aufweisen, häufig mit rezidivierenden neurologischen Beschwerden im Krankenhaus wiedervorstellen. Derzeit liegen nur wenige Untersuchungen zum Langzeitverlauf von Patient_innen mit stattgehabter CVST vor. Ziel dieser Studie war es, Wiedervorstellungen von CVST-Patient_innen systematisch zu untersuchen und Vorstellungsgründe, Thromboserezidive bzw. auch die Rekanalisierung der Hirnvenen als möglichen Risikofaktor für wiederkehrende Beschwerden zu analysieren. Methoden: Über eine Datenabfrage in unserem elektronischen Krankenhausinformationssystem MEDocs wurden retrospektiv alle Patient_innen, welche im Zeitraum von Jänner 2006 bis Juli 2018 aufgrund einer CVST an der Univ.-Klinik für Neurologie des LKH-Universitätsklinikums Graz stationär behandelt wurden, erfasst. Wiedervorstellungen und andere krankheitsbezogene Ereignisse wurden über das bundeslandweite Krankenhausinformationssystem erhoben. Als Hauptzielgröße analysierten wir die Häufigkeit und die Gründe von Wiedervorstellungen sowie das Auftreten von Kopfschmerzen im Langzeitverlauf (Zeitraum: Entlassung nach Indexereignis bis 01.01.2019). Nebenzielparameter umfassten die Rekanalisierungsrate der Venen- und Sinusthrombose in Kontrolluntersuchungen, das Auftreten anderer vaskulärer Erkrankungen, Risikofaktoren, Begleiterkrankungen sowie demografische Faktoren. Ergebnisse: Wir konnten 109 Patient_innen mit einem durchschnittlichen Alter von 42 Jahren (Reichweite 18-86) in diese Studie einschließen. Frauen stellten mit einem Anteil von 77,1 % (n=84) eine deutliche Mehrheit am Patient_innen-Kollektiv dar. 82,5% (n = 90) der Patient_innen wiesen zum Zeitpunkt der Entlassung nach der stationären Akutbehandlung einen exzellenten funktionell-neurologischen Outcome (modifizierte Rankin-Skala 0 oder 1) auf. 53,3 % (n=56) stellten sich in einem mittleren Beobachtungszeitraum von 5,6 Jahren (Reichweite 0,4-12,9) zumindest einmal ungeplant aufgrund einer (meist unspezifischen) neurologischen Symptomatik in einer Notaufnahme vor. Der häufigste Grund einer Akutvorstellung lag in Kopfschmerzen (66,1%, n=37), gefolgt von Schwindel (21,4%), Sensibilität- und Sehstörungen (jeweils 19,6%). Ein CVST-Rezidiv wurde im gesamten Beobachtungszeitrum nur bei einer einzelnen Patientin festgestellt. Die Beurteilung des Rekanalisierungsstatus erfolgte anhand der MRT- Kontrolluntersuchungen ab dem Indexereignis; im Beobachtungszeitraum wurden im Mittel 2,7 MRT-Kontrollen (Reichweite 1-9) durchgeführt. Wir konnten keine Assoziation zwischen dem Rekanalisierungsstatus und dem Auftreten von Kopfschmerzen oder akut- neurologischen Wiedervorstellungen im Langzeitverlauf feststellen. Diskussion: Zusammenfassend zeigt diese Arbeit, dass die Anzahl ungeplanter Wiedervorstellungen, Kopfschmerzen und psychosozialer Beschwerden trotz formal gutem neurologischen Outcome (gemessen an der modifizierten Rankin Skala) bedeutend ist. Dies gilt es in Zukunft sowohl bei der Prognoseeinschätzung als auch bei der Planung zielgerichteter Nachsorgeuntersuchungen zu beachten. Der Rekanalisierungsstatus zeigte in unseren Untersuchungen keinen Einfluss auf die untersuchten Outcomeparameter im Langzeitverlauf. Prospektive Studien mit größeren Kohorten (idealerweise in multiplen Zentren) sind notwendig, um medizinische wie psychosoziale Folgen der CVST exakter zu erfassen.

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