Gewählte Publikation:
Eggebrecht, L.
Mikrobiologische Erkenntnisse bei akuter und chronischer Endokarditis
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2021. pp. 74
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Mantaj Polina
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Yates Ameli
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die Endokarditis, eine infektiöse oder nicht-infektiöse Entzündung der Herzklappen und des parietalen Endokards, ist ein seltenes, teilweise schwer diagnostizierbares und therapierbares Krankheitsbild mit vielseitiger klinischer Manifestation. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der bakteriellen infektiösen Endokarditis, die trotz intensiver Forschung eine konstant hohe Mortalität von etwa 20-30% aufweist.
In den westlichen Industrienationen zeigt sich eine Zunahme der Erkrankungsfälle in der Gruppe der Älteren, bei Personen mit bestehenden Vorerkrankungen, implantierten Herzklappen oder Devices. Mittlerweile macht der Anteil der Prothesenendokarditiden etwa 30% aus, in 10% liegt eine Device-Endokarditis vor. Im Erregerspektrum zeichnet sich eine Zunahme der durch Staphylococcus aureus bedingten Endokarditiden ab, ein abnehmender Trend zeigt sich im Bereich der Streptokokken-Endokarditis. Eine besonders große Herausforderung stellt noch immer die Behandlung der Blutkultur-negativen Endokarditis dar, die bis zu 15% der Erkrankungen ausmacht. In den letzten Jahren haben sich molekularbiologische Nachweismethoden etabliert, um dem bisher unbekannten Erregerspektrum auf den Grund zu gehen. Die 16s rRNA PCR und anschließende Sequenzierung erweisen sich hierfür als ein wichtiges diagnostisches Instrument.
In dieser Arbeit wurden Ergebnisse aus sechs aktuellen Studien analysiert, um die Validität dieser Methodik zu überprüfen und eine Empfehlung zu ihrer Anwendung zu entwickeln. Die durchschnittliche Sensitivität des Testverfahrens lag bei 78%. Bei negativer Blutkultur konnte in 56-62% ein krankheitsauslösender Erreger gefunden werden. Trotzdem müssen Untersuchungsergebnisse immer im Kontext der Krankengeschichte interpretiert werden. Die polymikrobielle Endokarditis wurde bisher nur in einem Prozent der Fälle in Blutkulturen nachgewiesen. In einer aktuellen Studie wurden jedoch mittels 16s rRNA PCR und Sequenzierung in 88% der untersuchten Proben polymikrobielle Endokarditiden gefunden.
Die 16s rRNA PCR und Sequenzierung kann auch im Bereich der strukturellen Herzklappenerkrankungen als diagnostisches Mittel herangezogen werden. In bis zu 52% lag eine polymikrobielle Besiedelung trotz negativer Endokarditis-anamnese vor. Des Weiteren wird ein Zusammenhang zwischen polymikrobiellen Besiedelungen und der Entstehung der koronaren Herzkrankheit vermutet.