Gewählte Publikation:
Roser, A.
Neue Gentherapeutika zur Behandlung der Spinalen Muskelatrophie
- ein Überblick
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2021. pp. 93
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Holzer Ulrike
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- Abstract:
- Die spinale Muskelatrophie ist eine autosomal-rezessiv vererbte neurodegenerative Erkrankung, die die häufigste genetische Ursache der Säuglingssterblichkeit darstellt. In den meisten Fällen wird sie durch eine homozygote Deletion des SMN1-Gens ausgelöst, durch welche es zu einem Mangel an SMN-Protein kommt. Dies führt zur Degeneration der Vorderhornzellen und einer progressiven Muskelschwäche der Betroffenen. Bis vor wenigen Jahre erfolgte die Behandlung der Krankheit rein symptomatisch und konnte die Prognose der PatientInnen nur in geringem Maße verbessern. 2017 wurde mit Nusinersen die erste krankheitsmodifizierende Therapie in der Europäischen Union zugelassen. Seit 2020 ist mit Onasemnogen abeparvovec eine weitere kausale Therapieoption hinzugekommen.
In dieser Diplomarbeit wurde mit Hilfe einer Literaturrecherche die aktuelle Studienlage der beiden Wirkstoffe beleuchtet und mögliche Ansätze für die zukünftige Forschung und Therapie der spinalen Muskelatrophie herausgearbeitet. Nusinersen ist ein Antisense-Oligonukleotid, dass durch eine Modifikation des Spleißvorganges des SMN2-Genes zu einer vermehrten Produktion des SMN- Proteins führt. Onasemnogen abeparvovec schleust über einen viralen Vektor eine intakte Kopie des SMN1-Genes in die Zellen ein und steigert damit die Produktion des SMN-Proteins.
In den aktuellen Studien konnte für beide Wirkstoffe ein deutlicher Überlebensvorteil und eine verbesserte motorische Entwicklung der PatientInnen bei bisher gutem Sicherheitsprofil festgestellt werden. Außerdem zeigte sich, dass eine frühzeitige Behandlung das Outcome der PatientInnen weiter verbessern kann. Dies führt zu Überlegungen, ob die spinale Muskelatrophie zukünftig Teil des Neugeborenenscreenings werden sollte.
Einige Fragen wie die mögliche Kombinationstherapie der beiden Wirkstoffe oder den Vergleich der Wirksamkeit Nusinersens und Onasemnogen abeparvovecs gilt es in Zukunft noch zu beantworten.