Gewählte Publikation:
Hammerschmid, A.
Ist das Hüftscreening zur Erkennung von Hüftreifungsstörungen bei Neugeborenen sinnvoll? - Eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2021. pp. 83
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Kraus Tanja
-
Novak Michael Peter
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Hüftreifungsstörungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats im Säuglingsalter. Bleiben sie unbehandelt oder werden sie nicht erkannt, führen sie oft zu einer vorzeitigen Coxarthrose mit folgender notwendigen operativen Implantierung einer Hüftgelenksendoprothese. Daher ist eine möglichst frühzeitige Diagnosestellung unmittelbar nach der Geburt von großer Bedeutung. Die Sonographie der Säuglingshüfte hat hierbei einen wesentlichen Stellenwert erlangt, um eine ehestmögliche Therapie beginnen zu können und die Hüfte damit zur kompletten Ausreifung zu bringen sowie die Zahl der frühen Coxarthrosen zu vermeiden. Ziel dieser Studie war es, zu zeigen, dass die postnatale Hüftsonographieuntersuchung eine effektive und präventive Methode zur Früherkennung von Hüftreifungsstörungen darstellt und eine frühe Therapie möglich macht, die weitreichendere operative Maßnahmen im späteren Lebensalter überwiegend vermeidet.
Methoden: Die Datenakquirierung dieser retrospektiven Studie beinhaltet alle Neugeborenen, an denen zwischen 2006 und 2018 an der Klinischen Abteilung für Kinderorthopädie des LKH - Universitätsklinikums Graz eine Hüftgelenkssonographie nach Graf durchgeführt wurde und die weiter therapeutisch betreut wurden. Ausgeschlossen wurden Patient*innen mit systemischen oder neurologischen Grunderkrankungen (z.B. Cerebralparese, Achrondroplasie) oder bei Erstvorstellung beidseits gesunde Typ I Hüftgelenke. Die Daten wurden aus dem SAP basierten Dokumentationssystem MEDOCS, einem zentralen Krankenhaus Patientenverwaltungssystem, gesammelt.
Ergebnisse: Bei 781 Neugeborenen wurde von 2006 bis 2018 eine Hüftgelenkssonographie bei einem Medianalter von 40 Tagen bei Erstvorstellung durchgeführt (76% weiblich, 24% männlich). 503 Patient*innen wurden in die Studie eingeschlossen. 40% bejahten eine positive Familienanamnese und 15% zeigten sich bei Erstuntersuchung klinisch auffällig. In der Hüftsonographie am Erstvorstellungstag wurde bei 54% ein physiologisch unreifes, bei 28% ein reifungsdefizitäres und bei 18% ein pathologisches Hüftgelenk diagnostiziert. Im Verlauf wurden bei einer medianen Behandlungsdauer von 2,5 Monaten 99,6% Patient*innen konservativ versorgt und bei Therapieende zeigten 99% von 503 Säuglingen beidseits gesunde Typ I Hüftgelenke.
Diskussion: Die Studienergebnisse bestätigten den positiven Stellenwert der Sonographie der Säuglingshüfte bei Hüftpathologien im Säuglingsalter in Bezug auf Diagnostik und Therapie. Sowohl reifungsdefizitäre als auch luxierte Hüftgelenksdysplasien werden unmittelbar postnatal erkannt. Die passende Therapie kann zum frühestmöglichen Zeitpunkt begonnen werden und das spontane Reifungspotenzial einer Säuglingshüfte wird vollständig genutzt. Folglich wird die Rate an späteren notwendigen operativen Interventionen vermindert. Die Hüftsonographie unterstreicht ihre Relevanz als eine sinnvolle und angemessene sowie präventive und nachhaltige Untersuchungsmethode.