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Gewählte Publikation:

Anoshina, M.
Der Einsatz eines mikrovaskulären Gleitgewebelappens vom Lateralen Femurkondyl (LFC) bei rezidivierender Fibrose peripherer Nerven als „Rettungseingriff“
Studium für die Gleichwertigkeit; Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2021. pp. 137 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Schintler Michael
Altmetrics:

Abstract:
Die Behandlung von mehrfach voroperierten Patientinnen und Patienten mit chronischem neuropathischem Schmerz, der auf rezidivierende Fibrose peripherer Nerven zurückzuführen ist, stellt seit vielen Jahren eine große Herausforderung dar. Diese Arbeit analysiert den Erfolg der Anwendung eines bisher nicht beschriebenen freien mikrovaskulären Gleitgewebelappens vom lateralen Femurkondyl zur Herstellung der Gleitfähigkeit und Vitalität des betroffenen Nerven, sowie zur Vorbeugung einer erneuten Vernarbung und Reduktion der Schmerzintensität als Rettungseingriff bei Patientinnen und Patienten, bei denen keine Möglichkeit für lokale Gleitlappenplastiken besteht, oder diese nicht zum Erfolg führten. 13 Patientinnen und Patienten (8 Frauen, 5 Männer) im Durchschnittsalter von 56 Jahren (27 bis 86) mit ausgeprägtem neuropathischem Schmerz (VAS-Mittelwert 8 (min. 6- max. 9,5) nach mehreren Operationen (0-5) an peripheren Nerven in der Anamnese (N. medianus 9/13, N. radialis superficialis 1/13, N. ischiadicus 1/13, N. tibialis posterior 1/13, N. pudendus 1/13) wurden im Zeitraum von 2016 bis 2020 nach einer offenen Dekompression, externen und/oder internen Neurolyse des betroffenen Nerven mit einem mikrovaskulärem Gleitgewebelappen vom lateralen Femurkondyl versorgt. Der Erfolg der Operation wurde nach einem Follow-up von 2,8 Jahren (0,7- 4,4) Anhang der Schmerzreduktion (VAS-, VAS for success und NRS-Score), des Vorhandenseins von TH-Zeichen, der Notwendigkeit einer medikamentösen Dauerschmerztherapie/ einer Schmerzambulanz, sowie mittels Pain Detect Score, Mayo Wrist Score (bei Patientinnen und Patienten mit einer OP-Indikation an der oberen Extremität) und Short-Form McGill Questionairy (SF-MPQ) evaluiert. Postoperativ wurde eine signifikante Verbesserung (p <0,001) der Schmerzintensität VAS postOP 3.3 (0-7,5) erreicht. Der durchschnittliche VAS for success ergab 6,2 (0-10). 6/13 Patientinnen und Patienten zeigten ein ausgezeichnetes Ergebnis (VAS 0-2), 6/13 Patientinnen und Patienten eine deutliche Verbesserung von VAS präOP 8.1 (6-9) zu VAS postOP 4.1 (3.5-5) und ein Patient (N. pudendus) hatte auch nach der Operation ein VAS von 7.5 (präOP 9.5) und benötigte weiterhin eine Dauermedikation mit Opiaten. 3/6 Patientinnen und Patienten mit guten Ergebnissen nahmen nach der Operation weiterhin NSAR ein. Der Pain Detect Score ergab postoperativ einen Durchschnittswert von 14,6 Punkten (5-27), 5/13 Patientinnen und Patienten haten einen Wert 0-12 Punkten (keine neuropathische Schmerzkomponente); 4/13 einen Wert von 13-19 Punkten, 4/13 20-38 Punkte (bei diesen 4 Patientinnen und Patienten war eine neuropathische Schmerzkomponente mit der Wahrscheinlichkeit > 90% weiterhin erhalten). Patientinnen und Patienten mit einer OP-Indikation an der oberen Extremität (N. medianus, N. radialis superficialis) füllten ebenfalls einen Mayo-Wrist-Score aus: 6/10 Patientinnen und Patienten gaben ein ausgezeichnetes Ergebnis, 3 Patientinnen und Patienten ein gutes und ein Patient ein ausreichendes Ergebnis, jedoch an der unteren Grenze von 65 Punkten an. (Mittelwert 90, min 65, max 100). Das TH- Zeichen war präoperativ bei allen Patientinnen und Patienten auslösbar, postoperativ war es bei 11/13 Patientinnen und Patienten nicht mehr vorhanden. Es kann darauf geschlossen werden, dass der mikrovaskuläre Gleitgewebelappen als Rettungseingriff bei rezidivierender Fibrose peripherer Nerven zur Schmerzreduktion und Vorbeugung von CRPS 2, sowie zur Verbesserung der Lebensqualität erfolgreich eingesetzt werden kann. Jedoch sollte weiterhin an einem stadiengerechtem Konzept nach externer und vor allem auch nach einer internen Neurolyse zur Vorbeugung der rezidivierender Fibrose gearbeitet werden, damit ein derartig technisch aufwendiges Verfahren, das spezielle Ausstattung und fachliche Kompetenz erfordert, nicht notwendig ist.

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