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Gewählte Publikation:

Pasterk, A.
Änderung der Sauerstoffsättigungsgrenzwerte an der neonatologischen Intensivstation und Einfluss auf Kurz- und Langzeitmorbiditäten und die Mortalität von very- low-birth-weight Frühgeborenen Eine retrospektive monozentrische Untersuchung an der Neonatologie Graz
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2021. pp. 74 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Resch Bernhard
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Frühgeborene unter 1500 Gramm (very low birth weight – VLBW) entwickeln während ihres Krankenhausaufenthaltes aufgrund ihrer Unreife häufig Komorbiditäten wie Nekrotisierende Enterokolitis (NEK), Early Onset Sepsis (EOS), Late-Onset Sepsis (LOS), Atemnotsyndrom des Neugeborenen (IRDS) , Bronchopulmonale Dysplasie (BPD) und Frühgeborenen-Retinopathie (ROP). Besonders Retinopathien werden durch die Höhe und die Dauer der Sauerstoffzufuhr beeinflusst. Ziel der Studie ist es, zu untersuchen, ob Unterschiede bezüglich der Morbidität, insbesondere der Frühgeborenen-Retinopathie vor (Sauerstoffsättigungsalarmgrenzen 85-95% mit Zielbereich 88-92%) und nach der Erhöhung der Sättigungsgrenzwerte (Alarmgrenzen 89-95% mit Zielbereich 90-95%), bestehen. Studienpopulation und Methoden: Es wurden retrospektiv die Daten aller Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm herangezogen, die in den Jahren 2016 bis 2019 an der Neonatologie am LKH Graz intensivmedizinisch versorgt wurden, und diese in 2 Gruppen geteilt: 2016/17 (alte Sättigungsgrenzwerte) und 2018/19 (neue Sättigungsgrenzwerte). Folgende perinatale und neonatale Parameter wurden erhoben und verglichen: Geschlecht, Gestationsalter, Geburtsgewicht, Small for Date (Gewicht <10.Perzentile), Geburtsmodus, Mehrlingsschwangerschaften, mütterliches Alter, APGAR-Score, Nabelarterien PH-Wert, Art der Surfactantgabe, Dauer der Sauerstoffgabe, durchschnittliche Sauerstoffsättigung, höchste Sauerstoffzufuhr, Beatmungsform (aufgeteilt in invasiv und nichtinvasiv), Krankenhausaufenthaltsdauer, Nekrotisierende Enterokolitis (NEK), Early-onset Sepsis (EOS) und Late-onset Sepsis (LOS), Atemnotsyndrom des Neugeborenen (IRDS), Intraventrikuläre Blutungen (IVH/PVH), Periventrikuläre Leukomalazie (PVL) und deren Schweregrad sowie Bronchopulmonale Dysplasie (BPD). Bezüglich Frühgeborenen- Retinopathie (ROP) wurden die Grade der ROP, das Auftreten einer Plus-Disease und die Therapieart erhoben. Die Daten wurden mittels openMedocs ermittelt und mit Microsoft Excel 2019 ausgewertet. Ergebnisse: Insgesamt wurden die Daten von 306 Frühchen erfasst, wobei sich in Kohorte 1 (2016 und 2017) 156 und in Kohorte 2 (2018 und 2019) 150 befanden. Die perinatalen Daten unterschieden sich lediglich hinsichtlich Mehrlingsgeburten (57 vs. 41, p=0,042). In Kohorte 1 wurden mehr Kinder invasiv beatmet, als in Kohorte 2 (61 vs. 44, p=0,036). Bezüglich der nichtinvasiven Beatmung bestanden keine Unterschiede. Die Tage mit Sauerstoffbedarf unterschieden sich in den beiden Kohorten nicht, jedoch hatten die Kinder in Kohorte 2 mehr Tage mit einer Sauerstoffzufuhr über 30% (p=0,032). Die höchste Sauerstoffrate, die verabreicht wurde, lag durchschnittlich bei 60 bzw. 62%. In Kohorte 2 nahm die LISA-Methode der Surfactantadministration signifikant zu (p <0,001). Hinsichtlich neonataler Morbiditäten hatten die Kinder in Kohorte 2 mehr EOS (29 vs. 42, p=0,026) und weniger ROP (65 vs. 26, p <0,001), insbesondere der leichtgradigen ROP (58 vs. 19, p <0,001). Bezüglich der schweren ROP und der Mortalität gab es keine Unterschiede. Die ROP Frühgeborenen hatten trotz längerer und höherer Sauerstoffzufuhr in Kohorte 2 gleich hohe durchschnittliche Sättigungswerte. Schlussfolgerung: In der Studie wiesen die Frühchen in Kohorte 2 weniger ROP Fälle auf als in Kohorte 1, obwohl die Dauer der Sauerstoffgabe länger und die Sauerstoffzufuhr in Kohorte 2 jeweils höher war. Somit hatte die Erhöhung der Sauerstoffsättigungszielwerte im Gegensatz zu unserer Hypothese keine Erhöhung der ROP-Raten nach sich gezogen. Eine Reduktion der Mortalität konnten wir nicht feststellen.

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