Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Fugger, N.
Amiodaron in der Akut- und Langzeittherapie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2021. pp. 46 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Heinemann Akos
Altmetrics:

Abstract:
Amiodaron ist ein Arzneimittel mit vielen Facetten. Aufgrund seines großen Nebenwirkungsprofils wurde der Vorläufer Benziodaron verworfen. Einige Jahre später entdeckte man als verträglicheren und potenteren Vasodilatator das heutige Amiodaron und die Popularität des Arzneimittels nahm ab 1975 zu. Bis heute wird das Arzneimittel regelmäßig verwendet und ist vor allem aus der Notfallmedizin nicht mehr wegzudenken. Das stark lipophile Medikament besitzt einen Iodanteil von 37,7 Gewichtsprozent, was einerseits namensgebend ist, andererseits auch zu spezifischen Nebenwirkungen führen kann. Für die hepatische Metabolisierung sorgen die Enzyme CYP3A4 sowie CYP2C6, die Ausscheidung erfolgt biliär. Eine hohe Gewebeakkumulation bedingt eine verlängerte Eliminationshalbwertszeit, die bei dem Einsatz des Arzneimittels stets im Hinterkopf behalten werden muss. Aufgrund des dadurch verzögerten Eintrittes der Wirkung von Amiodaron wird eine Loading-Phase am Beginn der Langzeittherapien gestartet, die Hauptindikation dazu ist das Vorhofflimmern. Im Advanced Life Support kommt Amiodaron nach drei frustranen Schockabgaben des Defibrillators in einer Dosierung von 300 mg sowie in Kombination mit Adrenalin zum Einsatz. Nach zwei weiteren erfolglosen Defibrillationsversuchen wird zur erneuten Applikation von 150 mg geraten. Das breite Nebenwirkungsprofil des Arzneimittels umfasst Schädigungen fast aller Organe, am stärksten – aber nicht häufigsten – ist die Lunge betroffen. Lungenfibrosen bis hin zur Entwicklung eines ARDS wurden als Konsequenz einer Amiodaroneinnahme bereits beschrieben. Des Weiteren können Leber, Schilddrüse, Augen, Haut, sowie das Gehirn und die Gefäße von toxischen Wirkungen betroffen sein. Um dem entgegenzuwirken, wird ein strenges Monitoring bei Patienten unter Langzeittherapie empfohlen. Interaktionen mit Grapefruitsaft und anderen Medikamenten müssen im Hinterkopf des Behandlers bleiben: hier geht es hauptsächlich um Hemmungen der für die Metabolisierung verantwortlichen Enzyme, woraus ein erhöhter Plasmaspiegel von Amiodaron oder den anderen beteiligten Arzneimitteln resultiert. Aufgrund der Gefahr eines Stillstandes des Sinusknotens, ist Amiodaron bei schrittmacherlosen Patienten mit AV-Block zweiten oder dritten Grades kontraindiziert. Durch die namensgebende strukturelle Ähnlichkeit des Arzneimittels mit Schilddrüsenhormonen, darf Amiodaron bei Patienten die unter einer Hyper- bzw. Hypothyreose oder sowie Iodallergie leiden, nicht zum Einsatz kommen.

© Med Uni Graz Impressum