Gewählte Publikation:
Kuse-Isingschulte, T.
Wie vorhersehbar ist eine orthognathe Planung?
Präoperative Planung im Vergleich mit dem postoperativen Ergebnis
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2021. pp. 71
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Schwaiger Michael
-
Zemann Wolfgang
- Altmetrics:
- Abstract:
- Fragestellung: Das Gebiet der orthognathen Chirurgie wurde über das letzte Jahrhundert gefördert und unterzog sich mehreren Optimierungen. Da sie sich aus verschiedenen Teilbereichen zusammensetzt ist ein interdisziplinärer Behandlungsplan unumgänglich, um ein optimales anatomisches und funktionelles Ergebnis des Kauapparates zu erlangen. Der orthognathe chirurgische Eingriff setzt sich häufig aus der bilateralen sagittalen Spaltungsosteotomie des Unterkiefers und der LeFort-I Osteotomie zusammen. Um diese Intervention durchzuführen ist präoperativ nicht nur eine kieferorthopädische Vorbehandlung notwendig, sondern auch eine sorgfältige chirurgische Planung. Über die Jahre wurden vermehrt Erkenntnisse dazugewonnen und durch die Weiterentwicklung bildgebender Verfahren können nach wie vor Optimierungen im Bereich der Planung vorgenommen werden. Dementsprechend gibt es bereits mehrere Studien, die sich speziell mit der Planung in 3D beschäftigen und Vergleiche zur 2D-Planung ziehen. Diese Studie beschäftigt sich mit der traditionellen, manuell durchgeführten Planung mittels Durchzeichnung von Fernröntgenseitenbildern und inwiefern es möglich ist damit ein ausreichend genaues postoperatives Ergebnis vorhersagen zu können.
Methoden: Aus einer Gruppe von insgesamt 189 bimaxillär operierten PatientInnen, wurden nach Überprüfung aller vorhandenen Unterlagen, 29 Personen herausgefiltert. Darunter sind 12 Männer und 17 Frauen mit einem Durchschnittsalter 32,2 Jahre ± 8,2 Jahren. Es wurden 14 Personen aufgrund einer Klasse II Dysgnathie und 15 Personen aufgrund einer Klasse III Dysgnathie behandelt. Bei 45% der ProbandInnen wurde die Operation mit einer Genioplastik erweitert.
Prä- und postoperativen Fernröntgenseitenbilder, sowie die zugehörige Planung wurden gegenübergestellt und miteinander verglichen. Mithilfe von angefertigt Durchzeichnungen konnten die benötigten Werte, anhand von festgelegten Parametern, herausgearbeitet werden. Nach einer Allgemeinen Betrachtung der Auswertung, folgt eine genaue Beurteilung der einzelnen Referenzpunkte, mit einem Vergleich der Werte innerhalb der zwei Messzeitpunkte. Anschließend wurden die Referenzpunkte untereinander auf ihre Genauigkeit überprüft. Weitere Daten wie Alter und Geschlecht wurden den PatientInnenakten entnommen.
Resultate: Die postoperativen Ergebnisse im Vergleich mit der präoperativ angefertigten Planung zeigen einen statistisch signifikanten Unterschied (p < 0,001), für die Werte innerhalb der zwei Messpunkte, für alle untersuchten Referenzpunkte. Während der Vergleich zwischen den Messpunkten einen signifikanten Unterschied für die Punkte Unterlippe (Li-Punkt) zu Kinn (Gn´-Punkt) (p < 0,004) und Oberlippe (Ls-Punkt) zu Kinn (Gn´-Punkt) (p < 0,006) ergeben, zeigt der Vergleich Unterlippe (Li-Punkt) zu Oberlippe (Ls-Punkt) keinerlei Signifikanz (p < 0,875). Bei einem Toleranzbereich von 0-1,5mm Abweichung ergibt sich für den Oberlippenpunkt eine Übereinstimmung von 38%, für den Unterlippenpunkt von 59% und für das Kinngnathion von 35%. Die genauste Übereinstimmung bei 0mm ergab sich für die Oberlippe, die höchste für die Unterlippen. Dahingegen zeigten sich die höchsten Abweichungen für das Kinn, sodass sich für diesen Bereich die am schwierigsten vorhersehbare Weichteilveränderung, für die hier angewandten 2D Planung ergibt.
Zusammenfassung: Diese Studie zeigt trotz einiger Limitationen, dass die 2D Planung für einen Standardeingriff eine schnelle einfach anzuwendende Methode darstellt. Für diese Arbeit gilt eine maximal tolerable Diskrepanz von bis zu 1,5mm, bei welcher sich eine Übereinstimmung von 35-59% ergibt. Folgt man nun einigen weiteren Studien, die eine Zufriedenheit der PatientInnen mit einer Abweichung von bis zu 2mm ergaben, zeigt sich bei dieser Studie ein anderes Bild. Bei einer Angleichung des Toleranzbereiches ergibt sich hier ein zufriedenstellendes Ergebnis, mit einer Genauigkeit von 41-69%.