Gewählte Publikation:
Plasch-Lies, N.
Effekte der Aufgabendelegierung und -substitution von Hausärzt*innen an Pflegepersonen – ein overview of systematic reviews.
Masterstudium; Pflegewissenschaft; [ Masterarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 91
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Lohrmann Christa
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Paier-Abuzahra Muna
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung
Hintergrund: Die demografische Entwicklung in Österreich zeigt, dass die Bevöl-kerung immer älter wird. Dadurch wird das Gesundheitssystem mit neuen Problemen konfrontiert, da ältere Personen andere Bedürfnisse haben als Jüngere, wie zum Bei-spiel die Versorgung von chronischen Erkrankungen. Die Versorgung soll in Zukunft von Krankenhäusern in den Primärversorgungsbereich verlegt werden. Dies ist jedoch aufgrund des Mangels an Allgemeinmediziner*innen nicht möglich. Diese können die Versorgung nicht alleine gewährleisten. Daher sollen künftig auch andere Berufsgruppen aus dem Gesundheitswesen in die Primärversorgung integriert werden, ein Beispiel dafür wären die Pflegepersonen. Die Primärversorgung an sich ist kein neues Konzept, sie wird bereits in einigen Ländern, wie zum Beispiel Kanada, Belgien oder den Niederlanden, eingesetzt. Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, welche Tätigkeiten in der Primärversorgung existieren, die qualifizierte Pflegekräfte im Vergleich zu Hausärzt*innen gleich gut oder besser hinsichtlich klinischer, patientenrelevanter und versorgungsrelevanter Parameter übernehmen können.
Methode: Als Methode wurde ein overview of systematic reviews gewählt, da ein umfassender Überblick über alle im Rahmen der Primärversorgung und der ambulanten Versorgung durchgeführten Interventionen dargestellt und bewertet werden soll. Die Suche wurde im Zeitraum von 01. Jänner 2015 bis 05. April 2020 in den Datenbanken Pubmed, Medline, Cochrane Library, Cumulative Index of Nursing and Allied Health Literature (CINAHL) und Embase durchgeführt. Die Suchstrategie wurde basierend auf den Keywords Pflege (nursing), Übernahme (substitution), Primärversorgung (primary care) entwickelt. Danach wurde ein Abstract- und Volltextscreening durch-geführt und die Studien wurden mithilfe des Qualitätsindex von Oxman und Guyatt bewertet. Außerdem wurden Studien aus dem vorangegangenen Bericht von 2015 herangezogen.
Ergebnisse: Es wurden zwei Studien aus der Literaturrecherche und fünf Studien aus dem Bericht von 2015 inkludiert. Daraus wurden verschiedene Tätigkeiten herausgefiltert, die von Allgemeinmediziner*innen auf Pflegepersonen übertragen wurden, wie zum Beispiel die Betreuung von chronischen Erkrankungen, Verordnung von Medikamenten und Überweisung an weitere Dienste, Anordnungen von Unter-suchungen und Tests, Prävention und Gesundheitsförderung und die Notfall-konsultation bzw. die allgemeine Konsultation der Patient*innen. Die Ergebnisse zeigen durchwegs positive Outcomes für die Patient*innen bei pflegerischer Betreuung oder zumindest ein gleichwertiges Ergebnis wie bei der Betreuung durch Mediziner*innen. Eine effektivere und zufriedenstellendere Prävention, Patient*innen-beratung und -information, Verbesserungen der Laborparameter, eine niedrigere Mortalitätsrate, eine Steigerung der Lebensqualität und der Patient*innenzufriedenheit sind nur ein Teil der Auswirkung der pflegerischen Betreuung auf die Patient*innen. Hinsichtlich der Kosten gibt es Ergebnisse, die zeigen, dass durch den Einsatz von Pflegepersonen diese sowohl gesenkt als auch erhöht werden könnten.
Schlussfolgerung: Die Primärversorgung profitiert vom Einsatz der Pflegepersonen, da sie in vielen Bereichen, wie zum Beispiel Wundversorgung, Betreuung von chronischen Erkrankungen, etc., eingesetzt werden können. Daher kann man den Primärversorgunsteams in der Pflegepraxis den Einsatz von Pflegepersonen durchaus empfehlen. Dies ist allerdings von vielen Faktoren, wie zum Beispiel der Ausbildung, abhängig und es gibt noch viele Unklarheiten hinsichtlich der Ausbildung, der Größe der Versorgungsteams und auch der Behandlungszeit, die die Ergebnisse beeinflussen können, daher sollten diese Bereiche noch näher erforscht werden.