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Gewählte Publikation:

Hinterplattner, D.
Der Einfluss von Adrenalineinsatz auf das Outcome bei präklinischen Kreislaufstillständen.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 70 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Griesbacher Thomas
Holzer Ulrike
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Seit den 1950er-Jahren ist Adrenalin (Epinephrin) ein etablierter Bestandteil in der Behandlung von Herzkreislaufstillständen, obwohl seine Wirksamkeit nicht hinreichend erwiesen ist. Aktuelle Beobachtungsstudien haben zunehmend für Bedenken über die Sicherheit und Effektivität von Epinephrin bei präklinischen Kreislaufstillständen gesorgt. Die Anwendung könnte zu einer Beeinträchtigung des mikrovaskulären zerebralen Blutflusses führen und in weiterer Folge zur Entstehung von Hirnschäden und einem schlechten neurologischen Outcome beitragen. Methoden: Es wurde eine systematische Übersichtsarbeit auf Basis einer umfassenden Literaturrecherche der Inhalte der medizinischen Datenbank PubMed und von Google Scholar von Beginn bis Mai 2020 verfasst. Es wurden zwei randomisierte kontrollierte Studien berücksichtigt, in denen die PatientInnen im präklinischen Kreislaufstillstand entweder 1 mg Adrenalin oder ein Placebo erhielten. Zu den untersuchten klinischen Endpunkten zählten das neurologische Outcome, der Anteil der PatientInnen, die grundsätzlich einen Spontankreislauf erreichten und die Überlebensrate zur Krankenhauseinweisung und -entlassung. Die gewonnenen Ergebnisse wurden verglichen und diskutiert. Die Erkenntnisse von relevanten Beobachtungsstudien wurden in die Diskussion eingearbeitet. Ergebnisse: Zwei randomisierte kontrollierte Doppelblindstudien mit insgesamt 8.534 PatientInnen erfüllten die Einschlusskriterien. Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass signifikant mehr PatientInnen der Adrenalingruppe im Gegensatz zur Placebogruppe mit neurologisch gutem Outcome überlebten. Eine schwere neurologische Beeinträchtigung, definiert als CPC 3-4 oder mRS 4-5, war jedoch in der Adrenalingruppe im Gegensatz zur Placebogruppe signifikant häufiger. Zum Zeitpunkt der Krankenhausentlassung waren in der Interventionsgruppe geringgradig, aber signifikant mehr ProbandInnen am Leben. Wie zu erwarten waren die ROSC- und Überlebensrate zur Krankenhauseinweisung unter der Verwendung von Adrenalin wesentlich höher. In einer Subgruppenanalyse wurde die Wirksamkeit in Abhängigkeit vom initialen Herzrhythmus untersucht. Im Vergleich zum Placebo ist der Effekt der Adrenalingabe bei initial nicht-schockbaren Rhythmen größer als bei schockbaren. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der RCTs zeigten, dass der Einsatz von Adrenalin zwar das Überleben von PatientInnen im OHCA verbessert, jedoch das neurologische Outcome beeinträchtigen könnte. Der reduzierte mikrovaskuläre kortikale Blutfluss könnte für eine Ausweitung des ischämischen Hirnschadens verantwortlich sein. Da weiterhin anzunehmen ist, dass der Einfluss der Medikamente in der Reanimation auf die Überlebensrate den BLS-Interventionen unterlegen ist, sollte er diese unter keinen Umständen verzögern.

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