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Gewählte Publikation:

Jagersberger, L.
Komplikationen nach Implantation von perkutanen endoskopischen Gastrostomie-Sonden (PEG)
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 70 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Binder Lukas
Betreuer*innen:
Binder Lukas
Zollner Gernot
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund Die perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) gilt gegenwärtig als bevorzugte Methode zur Gewährleistung einer langfristigen enteralen Sondenernährung bei inadäquater oraler Nahrungsaufnahme. Trotz der allgemein als sicher geltenden Anlagetechnik, ist der postinterventionelle Verlauf jedoch nicht selten komplikationsbehaftet. Ziel dieser Arbeit war es deshalb, Häufigkeit und Art von PEG-Komplikationen zu untersuchen. Methodik Es erfolgte eine retrospektive Datenanalyse von 252 PatientInnen, welche im Zeitraum von Jänner 2017 bis Dezember 2019 eine PEG-Sonde an der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsklinikums Graz erhielten. Mithilfe des Dokumentationssystems „MEDOCS“ wurden personen- und methodikbezogene Informationen erhoben. Komplikationen wurden in Minor und Major Komplikationen unterteilt. Die vorliegenden Daten wurden mit denen internationaler Studien verglichen. Um jedoch generalisierte Aussagen über die am Grazer LKH auftretenden PEG-Komplikationen tätigen zu können, wurden die Ergebnisse dieser Arbeit in Beziehung zu einer bereits bestehenden Datenanalyse der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Hepatologie gesetzt und gegenübergestellt. Ergebnisse Bei 249 PatientInnen (64 Frauen, 185 Männern) gelang die PEG-Sondenanlage (Erfolgsrate 98.8%), bei den verbleibenden 3 PatientInnen konnte aus technischen Gründen keine PEG implantiert werden. Indikationen für die PEG-Implantation waren: maligne Kopf-Hals-Tumoren (n=197; 79.1%), neurologische Erkrankungen oder psychomotorische Retardierung (n=26; 10.4%), zerebrovaskuläre Erkrankungen (n=6; 2.4%), Bewusstseinseinschränkungen (n=3; 1.2%) und verschiedene andere Ursachen (n=17; 6.8%). Das durchschnittliche Alter der PatientInnen lag bei 63.5±11.6 Jahren. Bei 179 PatientInnen (71.9%) traten keine, bei 70 PatientInnen (28.1%) hingegen insgesamt 113 PEG-bezogene Komplikationen auf. Davon wurden 99 als Minor- (24.6%) und 14 als Major (3.4%) Komplikation klassifiziert. Minor- Komplikationen inkludierten peristomale Sekretion in 28 Fällen (11,2% der gesamten Kohorte), lokale Wundinfektion in 27 (10.8%), Hypergranulation des peristomalen Gewebes in 13 (5.2%), Abdominalschmerzen in 13 (5.2%), mechanische Komplikationen (wie Sondenbruch) in 9 (3.6%), Pneumoperitoneum in 5 (2.0%) und Sondendislokation in 4 Fällen (entsprechend 1.6% der Gesamtkohorte). Die deutlich selteneren Major- Komplikationen waren kleinere bis mittlere Blutungen bei 5 Personen (2.0%), Organperforation, Peritonitis und ein Buried-Bumper-Syndrom bei je 3 Personen (entsprechend je 1.2% der Kohorte). Aspirationspneumonie oder Tod nach Sondenanlage wurden nicht beobachtet. Es fanden sich keine Assoziationen zwischen dem Auftreten von Komplikationen und dem Charlson Comorbidity Index (CCI) sowie Alter und BMI der PatientInnen finden. Die Komplikationsraten am Grazer Universitätsklinikum sind mit denen der Literatur weitgehend vergleichbar. Schlussfolgerung Komplikationen treten insgesamt häufig nach PEG-Sondenanlage auf, wobei schwere Komplikationen nur selten zu beobachten sind. Diese Komplikationsraten müssen bei der Indikationsstellung zur PEG-Sondenimplantation sorgfältig bedacht werden, sollten jedoch, ebenso wie fortgeschrittenes Alter und hohe CCI-Scores, nach ethischen Überlegungen und entsprechender Aufklärung der PatientInnen keine Kontraindikation zur PEG-Anlage darstellen.

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