Gewählte Publikation:
Mitrovic, G.
Inhalative Sedierung bei IntensivpatientInnen.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 62
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Sandner-Kiesling Andreas
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Schittek Gregor Alexander
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund
Moderne Inhalationsanästhetika haben in der Anästhesie Vorteile hinsichtlich guter Steuerbarkeit, geringerer Kumulation und möglicher organschützender Eigenschaften im Vergleich zu intravenösen Substanzen gezeigt. Dies führt zu einer zunehmenden Akzeptanz der volatilen Sedierung auf Intensivstationen und wird als Ergänzung früherer intravenöser Konzepte verwendet. Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit ist es, die Verwendung von volatilen Anästhetika auf Intensivstationen mit der intravenösen Sedierung zu vergleichen und die möglichen Vorteile aufzuzeigen.
Methoden
Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine systematische Literaturrecherche in den wissenschaftlichen Datenbanken von PubMed und Web of Science durchgeführt. Es wurden alle randomisiert-kontrollierten Studien, welche volatile mit intravenösen Anästhetika auf Intensivstationen vergleichen, identifiziert. Als Endpunkte wurden die Aufwach- und Extubationszeit, die Behandlungsdauer auf Intensivstation sowie im Spital, das Auftreten von postoperativer Übelkeit oder Erbrechen (PONV) oder eines Delirs, sowie laborchemische Veränderungen bestimmt.
Ergebnisse
Die Daten von 1203 PatientInnen aus 15 Publikationen wurden ausgewertet. Fünf Studien haben die Aufwachzeiten verglichen und alle konnten einen signifikanten Unterschied (p<0,001) zugunsten der volatilen Gruppe feststellen. Acht Studien haben die Extubationszeiten verglichen und alle konnten einen signifikanten Unterschied (p<0,001) zugunsten der volatilen Gruppe feststellen. Die Behandlungsdauer auf der Intensivstation zeigt keinen Unterschied in beiden Gruppen bei sechs ausgewerteten Studien. Die Behandlungsdauer im Krankenhaus zeigte nur in einer von fünf ausgewerteten Studien einen signifikanten Unterschied (p=0,026) zugunsten der volatilen Gruppe. Das Auftreten von PONV und eines Delirs wurden jeweils in drei Studien untersucht. PONV konnte in keiner Studie einen Unterschied in den beiden Gruppen zeigen. Delir ist in einer Studie zugunsten der volatilen Gruppe signifikant weniger (p=0,04), aufgetreten. Organprotektive Effekte konnten vor allem in kardialen Markern festgestellt werden. Zwei von fünf Studien stellten einen signifikanten Unterschied (p<0,05) bei Troponin bzw. eine von drei Studien konnte einen signifikanten Unterschied (p<0,05) beim NT-proBNP zugunsten der volatilen Gruppe feststellen.
Diskussion
Die volatile Sedierung weist im Vergleich zur intravenösen Sedierung raschere Extubations- und Aufwachzeiten, bei unverändertem Nebenwirkungsprofil und kardioprotektiveren Eigenschaften, auf. Eine kürzere Behandlungsdauer auf der Intensivstation als Folge konnte aber nicht nachgewiesen werden. Eine kürzere Behandlungsdauer im Krankenhaus wurde in einer von fünf ausgewerteten Studien festgestellt. Eine bessere PatientInnenversorgung, so wie eine günstigere volkswirtschaftliche Situation können auf lange Sicht geschaffen werden.