Gewählte Publikation:
Steffen, L.
ANALYSE DES ZUSAMMENHANGS ZWISCHEN DER VERTEILUNG BLUTBILDENDEN KNOCHENMARKS UND TRAHLENBELASTUNG NACH KINDLICHEN EXTREMITÄTENRÖNTGEN - Eine retrospektive Studie.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 136
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Nagy Eszter
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Sorantin Erich
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Kinder weisen eine unterschiedliche Strahlenempfindlichkeit zu Erwachsenen auf. Im Falle des Knochenmarks werden mit zunehmendem Alter strahlenempfindliche durch strahlenunempfindlichere Zellen ersetzt. Von Geburt bis zum 25. Lebensjahr verändert sich die Verteilung roten Knochenmarks innerhalb der Markhöhlen, vor allem in den Knochen der Extremitäten. Es findet eine Konversion von rotem, stammzellreichen Knochenmark zu gelbem Fettmark statt. Stammzellreiches Gewebe, welches eine hohe Mitoserate aufweist, ist am anfälligsten für einen Schaden durch ionisierende Strahlung, wie zB. Röntgenstrahlung.
Extremitätenröntgen sind die häufigsten Röntgenuntersuchungen bei Kindern. Für einzelne Röntgenuntersuchungen existieren Einstelltechniken, die festlegen, wie eine Untersuchung auszusehen hat, um gut beurteilbar zu sein. Ziel dieser Arbeit ist es, festzustellen, ob sich rotes Knochenmark in jenem Knochenteil befindet, der in Extremitätenröntgen nicht zur Gänze untersucht wird und deswegen nur angeschnitten ist. Ebenso soll festgestellt werden, ob sich der Gehalt des roten Knochenmarks in diesen Knochenteilen mit zunehmendem Alter verändert. Außerdem soll untersucht werden, ob sich der Anteil des gemessenen Knochens am Röntgenbild mit zunehmendem Alter verändert. Zuletzt soll evaluiert werden, wie hoch die für jede Untersuchung berechnete effektive Dosis ist und ob diese mit dem Anteil an rotem Knochenmark je Altersgruppe variiert.
Methoden
Im Rahmen dieser retrospektiven Studie wird die Länge des angeschnittenen Röhrenknochenanteils am jeweiligen Röntgenbild bestimmt. Nach Definition der Leistungen und Festlegung von 5 Altersgruppen werden pro Leistung und Altersgruppe bis zu 50 Röntgenuntersuchungen aus dem Jahr 2015 inklusive Jänner 2016 aus openMedocs herangezogen. Nach Berücksichtigung der Ausschlusskriterien werden insgesamt 1527 Röntgenfälle in beiden Projektionen untersucht.
Anhand von T1-gewichteten MRT-Untersuchungen wird der Anteil an rotem Knochenmark im gemessenen Knochenanteil ermittelt. Dabei werden jene zwei Altersgruppen berücksichtigt, in denen die meisten Extremitätenröntgen im untersuchten Zeitraum angefertigt wurden. Dafür werden pro Knochen und Altersgruppe 5 MRT-Bilder herangezogen, wodurch sich nach Berücksichtigung der Ausschlusskriterien eine Fallzahl von 58 ergibt.
Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden der Mann-Whitney-U-Test bzw. der Pearson-Korrelationskoeffizient berechnet.
Ergebnisse
Es konnte gezeigt werden, dass in den gemessenen Knochenteilen noch rotes Knochenmark vorhanden ist, welches im Rahmen einer Röntgenuntersuchung einer Strahlenbelastung ausgesetzt wird. Bei einem überwiegenden Teil der miterfassten Knochen der einzelnen Leistungen konnte eine statistisch signifikante Veränderung der arithmetischen Mittelwerte zwischen zwei Altersgruppen einerseits des roten Knochenmarksanteils und andererseits des miterfassten Knochenanteils gezeigt werden. Ebenfalls konnte in allen Fällen zwischen Alter und Anteil des roten Knochenmarks ein Zusammenhang festgestellt werden.
Abschließend konnte gezeigt werden, dass in vielen Fällen eine Reduktion des am Röntgenbild miterfassten roten Knochenmarks erreicht werden könnte. Unter der Annahme, dass der minimale gemessene miterfasste Knochenanteil, der nicht 0% ist, der maximale Anteil ist, der laut korrekter Einstelltechnik abgebildet sein muss, kann eine Reduktion des roten Knochenmarksanteils von ca. 41% erreicht werden. Werden nur jene Knochen herangezogen, bei denen überhaupt eine Reduktion erreicht werden kann, liegt die Einsparungsquote bei fast 60%. Für fast alle Röntgenuntersuchungen wurde eine effektive Dosis von unter 0,01mSv angegeben.
Trotzdem gilt es, die Strahlenbelastung des roten Knochenmarks so gering wie möglich zu halten und bei der Berechnung der effektiven Dosis besonderes Augenmerk auf den Anteil des roten Knochenmarks zu legen.