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Gewählte Publikation:

Lukacs, M.
Beeinflussende Faktoren bei der Beurteilung des Neonatalen Abstinenz Syndroms mittels Finnegan Score - Eine retrospektive Datenanalyse an der klinischen Abteilung für Neonatologie der Universitätsklinik Graz der Jahre 2010-2019.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 109 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Resch Bernhard
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Das Neonatale Abstinenz Syndrom (NAS) ist die postnatale Entzugssymptomatik die als Folge einer intrauterinen Substanzexposition (meistens Opioide) auftreten kann. Derzeit gibt es keine einheitlichen Leitlinien bezüglich der Beurteilung und Therapie des NAS. Der Finnegan Score (FS) ist eines der am weitesten verbreiteten Hilfsmittel, das zur Einschätzung des Schweregrades des NAS herangezogen wird und trägt maßgeblich zur Therapieentscheidung bei. Der Score beruht zu großen Teilen auf der subjektiven Wahrnehmung des Untersuchers und steht daher immer wieder unter Kritik. Ziel: Diese Studie untersucht einerseits den Einfluss des Beurteilungszeitpunktes auf den Punktewert des Finnegan Scores. Andererseits wird die Auswirkung der subjektiven Kategorien des Finnegan Score auf den Gesamtpunktewert untersucht. Es wird angenommen, dass sich pflegerischer Stress in höheren Punktewerten tagsüber, insbesondere in der Beurteilung der subjektiven Kategorien des FS wiederspiegelt. Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Datenanalyse der Daten der Neugeborenen mit NAS (P96.1 nach ICD-10 Codierung) die im Zeitraum von 2010-2019 an der Universitätsklinik Graz mit einem Gestationsalter von ≥37+0 Schwangerschaftswochen geboren wurden. Resultate: Die Studienpopulation beläuft sich auf 35 Neugeborene. Aus insgesamt 3856 Ergebnissen der Beobachtungen mittels Finnegan Score konnten 1390 eindeutige Tageshöchstwerte identifiziert werden. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit des Auftretens der Tageshöchstwerte um 12 Uhr im Vergleich zu 6 Uhr (p=0,012) sowie zwischen 12 Uhr und 18 Uhr (p<0,001). Zwischen den Beobachtungszeitpunkten um 6 Uhr und um 18 Uhr konnten keine signifikanten Unterschiede gefunden werden (p=1,000). In der Verteilung der subjektiven Kategorien (Qualität des Schreiens, Ausprägung des Mororeflex, Schweregrad eines Tremors, Niesen, Gähnen und exzessives Saugen) zu den unterschiedlichen Beobachtungszeitpunkten konnten keine signifikanten Unterschiede gefunden werden (p=0,334). Es konnten statistisch signifikante Unterschiede zwischen den tatsächlichen Punktewerten um 12 Uhr und den Beobachtungszeitpunkten um 6 Uhr und um 18 Uhr gefunden werden (p<0,001). Conclusio: Obwohl die Annahme der Vergabe höherer Punktewerte tagsüber (12 Uhr) bestätigt werden konnte, können diese höheren FS Ergebnisse nicht eindeutig auf die subjektiven Kategorien zurückgeführt werden. Diese Ergebnisse sprechen für die Objektivität des Finnegan Scores, nichtsdestotrotz sollte über die Implementierung einer genauen Anleitung zur Verwendung des FS in der Behandlungsleitlinie der klinischen Abteilung für Neonatologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz nachgedacht werden.

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