Gewählte Publikation:
Schmidt, A.
Altersdepression - Biopsychosoziale Aspekte und Auswirkung auf die Suizidalität.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 98
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Baranyi Andreas
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Rothenhäusler Hans-Bernd
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die Depression zählt weltweit mit einer Lebenszeitprävalenz von 5% bis 12% bei Männern und 10% bis 25% bei Frauen zu den häufigsten Erkrankungen.
Eine besondere Ausprägung der Depression ist die sogenannte Altersdepression, von der Menschen über 65 Jahre häufig betroffen sein können. Die Altersdepression stellt in Anbetracht der steigenden Zahl älterer Menschen in Folge einer höheren Lebenserwartung eine Herausforderung für die Medizin dar.
Man kann die Altersdepression in zwei Formen einteilen. Die sogenannte „early-onset“ Depression beschreibt eine Depression, die bereits in jüngeren Jahren beginnt und persistiert, beziehungsweise im höheren Alter erneut auftritt. Bei der „late-onset“ Depression handelt es sich um jene Form, die erstmalig nach dem 65. Lebensjahr auftritt. Die Diagnostik der Altersdepression kann durch häufige Komorbiditäten erschwert werden, da diese die Symptome der Altersdepression gelegentlich verschleiern können. Die Risikofaktoren der Altersdepression sind meist multifaktoriell und sie lassen sich mit Hilfe des biopsychosozialen Modells gut veranschaulichen. Zu den wichtigsten kausalen Faktoren beziehungsweise Risikofaktoren der Altersdepression zählen somatische Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Erkrankungen und Schlaganfälle bzw. psychosoziale Risiken, wie zum Beispiel der Verlust des Ehepartners, soziale Isolation und die Pflege von Angehörigen. Die Altersdepression führt häufig zu einer Zunahme der Morbidität und Mortalität. Die Altersdepression stellt auch einen wichtigen Risikofaktor für einen Selbstmordversuch bzw. Selbstmord im höheren Lebensalter dar.
Der Anteil der Suizide älterer Menschen über 65 Jahre an der jährlichen Gesamtsuizidrate ist im Steigen begriffen. Dies zeigt auf, dass das höhere Suizidrisiko älterer depressiver PatientInnen besondere Beachtung finden muss. In Österreich gelingt im Durchschnitt jeder 10. Suizidversuch, unter älteren Menschen sogar jeder 4. Das lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass ältere Menschen ihre Suizidversuche häufig genauer planen, weniger Andeutungen vor dem Versuch machen und tödlichere Suizidmethoden auswählen.
Die Altersdepression stellt ein häufiges psychiatrisches Krankheitsbild im höheren Lebensalter dar und sie beeinträchtigt häufig die gesundheitsbezogene Lebensqualität der davon Betroffenen massiv. Ein wichtiges Ziel sollte daher sein die hohen Prävalenzraten der Altersdepression abzusenken. Hierfür benötigt man einerseits eine Früherkennung von Risikopersonen und andererseits adäquate Präventions- und Therapiemaßnahmen. So könnte auch die hohe Suizidrate bei älteren depressiven Menschen gesenkt werden. In der Behandlung der Altersdepression kommt der adäquaten psychopharmakologischen Therapie neben der auf diese Lebensphase abgestimmten psychotherapeutischen Begleitung eine entscheidende Bedeutung zu.