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Gewählte Publikation:

Kramer, K.
Prävention und Therapie von Beckenbodeninsuffizienz durch Geburtstraumata.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 76 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Gold ehem Ulrich Daniela
Trutnovsky Gerda
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund Beckenbodeninsuffizienz als Folge von Schwangerschaft und Geburt ist vor allem im Zusammenhang mit vaginalen Entbindungen eine durchaus häufige Erscheinung. Vielen werdenden Müttern sind die durch Gravidität und Geburt entstehenden Veränderungen nicht bewusst. Dieser Wissensmangel beruht am ehesten auf der zu geringen Aufklärung durch behandelnde Ärztinnen und Ärzte sowie anderem medizinischem Fachpersonal. Die physischen Beschwerden, welche durch die Beckenbodeninsuffizienz hervorgerufen werden, sind sehr vielseitig und können sich in Form von Harn- oder Stuhlinkontinenz, Senkungsbeschwerden und Dyspareunie äußern und führen des Weiteren zusätzlich zu psychischen Begleitsymptomen. Häufig werden diese aber aus Schamgefühl der Betroffenen gegenüber medizinischem Personal nicht angesprochen. Ziel dieser Arbeit ist es, Grundlagenwissen zum Thema Beckenboden, Beckenbodeninsuffizienz und ihrer Ursachen zusammenzufassen und allem voran aufzuzeigen, wo das Wissensniveau Schwangerer in Bezug auf diese Themen liegt. Material/Methoden Zu Beginn wurde eine Literaturrecherche zu den Punkten Anatomie des Beckenbodens, Beckenbodeninsuffizienz sowie Harn- und Stuhlinkontinenz, Deszensus und Prolaps und auch zu den verschiedenen Therapieoptionen durchgeführt. Verwendet wurden hierfür vor allem medizinische Fachliteratur und wissenschaftliche Publikationen. Zur Analyse des Wissensstandes der Patientinnen wurde ein neuer Fragebogen erstellt, welcher persönliche Fragen zu Alter, Größe, Gewicht, Nikotinabusus, Sportverhalten sowie Fragen zur aktuellen Schwangerschaft und vorangegangenen Geburten beinhaltete. Der zweite Abschnitt des Fragebogens ging auf das allgemeine Wissen der werdenden Mütter zu Veränderungen des Beckenbodens ein. Ergebnis Die verwendeten Studien zeigen, dass die meisten Patientinnen nur wenig Wissen zum Thema Beckenboden und Beckenbodeninsuffizienz besitzen und die meisten ihrer Informationen über Schwangerschaft und Beckenboden von ihren Hebammen beziehen. Die Ergebnisse unserer Befragung sind ähnlich und zeigen, dass die Frauen kaum Kenntnisse über Gravidität und Beckenbodeninsuffizienz besitzen und diesbezüglich auch wenig Informationen erhalten haben. In der von uns durchgeführten Studie beantworteten zwischen 5 – 28% die allgemeinen Wissensfragen mit „ich weiß es nicht“, und nur eine Teilnehmerin gab an, dass sie ihr Wissen als „sehr gut“ einschätzte, wohingegen 8% sich schlecht informiert fühlten. Immerhin 46% der Befragten empfanden ihren Informationsstand als ausreichend, wobei diese Angabe in Relation zu den von denselben Frauen abgegebenen Antworten als fraglich zu betrachten ist. Der Informationsmangel in Bezug auf die physischen Folgen von Schwangerschaft und Geburt ist mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen, dass 49% der Teilnehmerinnen angaben, keine Informationen zum Thema Beckenboden, -veränderungen / -insuffizienz und -training erhalten zu haben. Fazit Unsere Fragebogenstudie verdeutlicht, dass fast die Hälfte der Teilnehmerinnen nicht oder nicht ausreichend über den Zusammenhang zwischen Schwangerschaft, (vaginalen) Entbindungen und Beckenbodeninsuffizienz sowie Präventivmaßnahmen aufgeklärt worden sind. Außerdem wird durch die Ergebnisse deutlich, dass viele Teilnehmerinnen ihr eigenes Wissensniveau höher einschätzen, als dieses in Realität ist. Aus den durch die Studie gewonnenen Informationen lässt sich schließen, dass ein wichtiger Punkt in der Prävention und Behandlung von Beckenbodeninsuffizienz die Aufklärung und das direkte Ansprechen der Beschwerdesymptomatik durch medizinisches Fachpersonal darstellt. Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen sollen versuchen, den Wissensstand und die vorhandenen Beschwerden der Schwangeren in Erfahrung zu bringen, um diesen schließlich adäquate Informationen unterbreiten zu können.

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