Gewählte Publikation:
Sendlhofer, J.
Korrelation der Schweregrade von präklinischen Notfällen und dem Zeitpunkt ihres Auftretens – Eine retrospektive Datenanalyse.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 76
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Prause Gerhard
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Rief Martin
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die Erfahrung im Notarztdienst lässt vermuten, dass an Wochenenden im Vergleich zu anderen Wochentagen vermehrt mit schwereren Notfällen zu rechnen ist. Im Zuge dieser Arbeit soll untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad eines präklinischen Notfalls und dem Auftreten an bestimmten Wochentagen bzw. zu bestimmten Tageszeiten besteht.
Methodik: Zur Beantwortung der Fragestellung wurden die Daten der Notarztprotokolle des LKH-Univ.-Klinikum Notarzteinsatzfahrzeuges (NEF) Graz im Zeitraum vom 01.01.2010 bis 31.12.2018 einer retrospektiven Datenanalyse unterzogen. Der Schweregrad eines Notfalls wurde hierbei mittels NACA-Score quantifiziert.
Ergebnisse: Es konnte anhand von 12540 Einsätzen im beobachteten Zeitraum gezeigt werden, dass an Sonntagen mit einem signifikant höheren Anteil an „schweren“ (NACA IV-VII) als „leichten“ (NACA I-III) Notfällen zu rechnen ist (51,7% „schwere“ vs. 48,3% „leichte“ Notfälle, Chi-Quadrat-Test, p=0,000). Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Wochenenden und den restlichen Wochentagen konnte nicht nachgewiesen werden (47,9% „schwere“ Notfälle an Wochenenden vs. 46,6% unter der Woche, Chi-Quadrat-Test, p=0,204). In den Nachtstunden (00:00 – 05:59 Uhr) wurde das NEF vermehrt zu Einsätzen mit höherem NACA-Grad gerufen (50,4% „schwere“ vs. 49,6% „leichte“ Notfälle, Chi-Quadrat-Test, p=0,001). An Wochenenden (Samstag und Sonntag) konnte eine Häufung von Stornos und Fehleinsätzen beobachtet werden (25,6% aller Einsätze am Wochenende vs. 22,9% unter der Woche, Chi-Quadrat-Test, p=0,001). Insgesamt wurde das NEF in 53% aller Fälle zu einem „leichten“ und in 47% zu einem „schweren“ Notfall gerufen.
Conclusio: Es konnte gezeigt werden, dass an Sonntagen und in den Nachtstunden mit „schwereren“ Notfällen zu rechnen ist. Inwiefern sich diese Zusammenhänge verallgemeinern lassen, ist schwer zu beurteilen. Zum einen wurde nur eines von insgesamt zwei in der Stadt Graz verfügbaren bodengebundenen Notarztmitteln untersucht. Zum anderen stellt sich ein Vergleich mit anderen Systemen aufgrund der Besonderheiten der Grazer Notfallversorgung als eher schwierig dar. Beim NACA-Schema handelt es sich zwar um ein einfach anzuwendendes und weit verbreitetes Tool zur Schweregradbeurteilung eines Notfalls. Inwieweit es sich für wissenschaftliche Fragestellungen eignet, ist in der Fachliteratur durchaus umstritten. Somit wären weitere größer angelegte multizentrische Studien notwendig, um die Aussagen dieser Arbeit zu untermauern.