Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Scharinger, M.
Die spontane Dünndarmperforation.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 99 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Mathew Erwin
Mischinger Hans-Jörg
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Spontane Dünndarmperforationen sind seltene Ursachen für ein akutes Abdomen und erfordern immer eine rasche chirurgische Sanierung. Die Verdachtsdiagnose wird meist aus der Symptompräsentation sowie der präoperativen Bildgebung gestellt. Zusätzlich rückt das Mikrobiom immer mehr in den Mittelpunkt der Forschung und hat möglicherweise direkten oder indirekten Einfluss auf Genese und Krankheitsverlauf. Das Ziel dieser Studie war die Erhebung von stattgehabten spontanen Dünndarmperforationen, sowie die Analyse der verschiedenen Ätiologien, Krankheitsverläufe, Therapien und der intraabdominellen Keimbesiedelung. Die ausgewerteten Daten wurden mit einer Studie aus dem Zeitraum 1974-1988, welche an derselben Klinik durchgeführt wurde, verglichen. Methoden: Zwischen 2003 und 2017 wurden insgesamt 210 Dünndarmperforationen an der Abteilung für Allgemeinchirurgie der Universitätsklinik Graz behandelt. Davon waren 120 Fälle iatrogenen Ursprungs. Bei 90 Patientinnen und Patienten trat die Dünndarmperforation spontan auf. Es wurden die Parameter Alter, Geschlecht, Symptomart und – dauer, Entzündungsparameter, radiologische Befunde, Ursache und Lokalisation der Perforation, Therapieform, intraabdominelle Keimflora und Mortalität erhoben und analysiert. Im Anschluss erfolgte der Vergleich mit nationalen und internationalen Daten. Ergebnisse: Zum Zeitpunkt einer spontanen Dünndarmperforation waren die Patientinnen und Patienten durchschnittlich 65 Jahre alt. 36,7% der Erkrankten kamen innerhalb der ersten Stunden nach Symptombeginn in die Notaufnahme. Die Entzündungsmarker waren tendenziell erhöht (CRP-Elevation bei 92,1% und Leukozytose bei 45,5%). 51,1% der Perforationen wurden mittels Computertomographie festgestellt. Intraoperativ wurden bei 47,1% ileale Perforationen vorgefunden. Bei 26,67% lag eine Vier-Quadranten-Peritonitis vor. Die Reanastomose wurde in 78,9% einer Übernähung (22,1%) vorgezogen. Bei 77,94% der intraabdominellen Keimabstriche ließen sich Keimkombinationen nachweisen. Die postoperative 72-Stunden-Mortalität betrug 6,7%. Fazit: Nach systemischer Auswertung und Gegenüberstellung der Daten konnten die meisten spontanen Dünndarmperforationen mit Komorbiditäten assoziiert werden. Die Sterblichkeit ist im Vergleich zur Vorstudie aus dem Jahr 1989 rückläufig. Es ergab sich keine Signifikanz zwischen dem Operationszeitpunkt und der Mortalität. Eine gravierende Symptomatik zeigte intraoperativ meist eine ausgedehnte Peritonitis. Eine Veränderung der Bakterienkulturen konnte nachgewiesen werden. Es gab in dieser Studie keine signifikanten, sich wiederholenden Keimkombinationen.

© Med Uni Graz Impressum