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Selected Publication:

Leitsberger, S.
Neurologische und neuropsychologische Folgen des Schlaganfalls bei jungen Erwachsenen.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 67 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Enzinger Christian
Pinter Daniela Theresia
Altmetrics:

Abstract:
Fragestellung: Obwohl die Zahl junger (d.h. 18- bis 55-jähriger) SchlaganfallpatientInnen weltweit steigt, ist vergleichsweise wenig bezüglich der Häufigkeit und Art daraus resultierender Beeinträchtigungen bekannt. Zusätzlich ist unklar inwiefern sich zerebrale Veränderungen, wie Marklagerveränderung und/oder Atrophie, auf den Beeinträchtigungsgrad nach einem Schlaganfall im jungen Erwachsenenalter auswirken. PatientInnen & Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Studie (Start Februar 2016) wurden deshalb konsekutiv alle SchlaganfallpatientInnen (N=278) der Abteilung für Neurologie am Universitätsklinikum Graz im Alter zwischen 18-55 Jahren eingeladen, an einer klinischen und neuropsychologischen Untersuchung innerhalb ihres stationären Aufenthaltes (Baseline im Mittel 6 Tage nach Schlaganfall, BL) sowie nach drei Monaten (Follow-up, FU) teilzunehmen. Neurologische Beeinträchtigungen wurden mittels NIHSS erfasst, neuropsychologische Defizite mittels MOCA (globale Kognition), SDMT (Verarbeitungsgeschwindigkeit) und CTMT (Aufmerksamkeit, exekutive Funktion). Ebenfalls wurde bei allen PatientInnen eine zerebrale MRT-Untersuchung durchgeführt. Ergebnis: Die Studienkohorte umfasst 178 PatientInnen (mittleres Alter 43 Jahre; SD=10), darunter 78 Frauen. Davon absolvierten 150 den FU. 133 PatientInnen (74,7%) erlitten einen ischämischen Schlaganfall, 15 eine intrazerebrale Hämorrhagie (8,4%), 12 eine Subarachnoidalblutung (6,7%) und 18 eine Sinusvenenthrombose (10,1%). Sowohl neurologische (Median NIHSS BL=2 (IQR=4); FU=0 (IQR=1)), als auch neuropsychologische Beeinträchtigungen verbesserten sich über drei Monate hinweg (p<0.0001). Allerdings wurden auch nach drei Monaten bei rund einem Drittel der PatientInnen kognitive Beeinträchtigungen (Werte 1,5 Standardabweichungen unterhalb der Norm) in mindestens einer Domäne beobachtet. In der MRT-Bildgebung zeigten weit über die Hälfte der jungen Betroffenen zerebrale Marklagerveränderungen (dWMH 56,1%; pvWMH 89%) und/oder milde ventrikuläre Atrophie (50%). Neurologischer und kognitiver Outcome korrelierten mit ventrikulärer und sulkaler Atrophie, wohingegen das Vorhandensein intrazerebraler WMH keinen Einfluss auf den Beeinträchtigungsgrad darstellte. Schlussfolgerung: Die Hälfte aller untersuchten jungen SchlaganfallpatientInnen zeigten kognitive Beeinträchtigungen während des Akutaufenthaltes, mit bestehenden Defiziten nach drei Monaten bei rund einem Drittel. Eine umfassende kognitive Untersuchung wird daher bei jungen SchlaganfallpatientInnen empfohlen, um eine bestmögliche Behandlung und Reintegration zu gewährleisten. Ergänzend stellt der Atrophiegrad einen zusätzlichen Risikofaktor für ein schlechteres Outcome dar.

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