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Salamun, E.
SARKOPENIE ALS GERIATRISCHES SYNDROM - Eine narrative Übersicht und eine Konzeptentwicklung für die hausärztliche Praxis.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 106
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Siebenhofer-Kroitzsch Andrea
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Spary-Kainz Ulrike
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung
Hintergrund: Bei der Sarkopenie handelt es sich um ein in der alternden Gesellschaft sehr häufig auftretendes Phänomen, bei dem es zum fortschreitenden generalisierten Verlust von Muskelkraft und Muskelmasse kommt. Es wird als geriatrisches Syndrom eingeordnet, schätzungsweise sind 50 Millionen Menschen weltweit davon betroffen. Die Folgen der Sarkopenie sind neben einer eingeschränkten Mobilität, einer erhöhten Mortalität, einer vermehrten Fallneigung, auch der Unabhängigkeitsverlust der Betroffenen und eine stark verminderte Lebensqualität.
Ziele: Ziel meiner Diplomarbeit war es, das Thema Sarkopenie anhand der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur aufzuarbeiten und den aktuellen Stand des Wissens in den verschiedenen Bereichen (Prävention/Pathophysiologie/Ursachen/Screening/Diagnostik/ Therapie) zu präsentieren. Nachfolgend habe ich einen ersten Konzeptentwurf für das Management von Patientinnen und Patienten mit Sarkopenie in der Hausarztpraxis entwickelt.
Methodik: Es erfolgte eine strukturierte Literaturrecherche, eine Kontaktaufnahme mit 4 nationalen ExpertInnen, eine Internetrecherche nach österreichischen Initiativen und Beiträgen von nationalen/internationalen Fachgesellschaften für Geriatrie und Gerontologie, eine Leitlinienrecherche in Leitlinienportalen und im Juni 2018 eine Recherche in den medizinischen Datenbanken ( PubMed, Web of Science, etc.).
Ergebnisse: Bei der Hauptrecherche konnten 608 Treffer identifiziert werden, welche die Basis für weitere fokussierte Recherchen waren.
Die Prävalenz der Sarkopenie steigt, und die Ursachen sind meist multifaktoriell. In der Diagnostik hat aufgrund der Praxisrelevanz die Ermittlung der Muskelkraft eine übergeordnete Rolle. Ein Algorithmus für Screening, schrittweise Diagnostik sowie Schweregraderhebung wurde von der Europäischen Arbeitsgemeinschaft für Sarkopenie 2018 erarbeitet.
Eine strukturierte Literaturrecherche in Pub Med ergab 25 Primärstudien und 31 systematische und narrative Übersichtsarbeiten bzw. Literaturarbeiten. Als Ergebnisse standen die Veränderung von Muskelmasse, Muskelkraft, Fettmasse, Muskel- bzw. körperliche Leistung bei Kurzzeitinterventionen im Fokus. Langzeitstudien fehlen, daher konnte bislang kein Nutzen wie die Verbesserung der Lebensqualität oder eine Reduktion der Mortalität nachgewiesen werden.
Bezüglich der Prävention wie auch der Therapie spielen körperliches Training in Form von Krafttraining sowie eine proteinreiche Ernährung die entscheidende Rolle. Zu Sarkopenie in der Hausarztpraxis wurde lediglich ein relevanter Artikel identifiziert.
Diskussion, Schlussfolgerungen und Ausblick: Beginnend bei den Ursachen bis zu den therapeutischen Maßnahmen sind noch viele Fragen offen und hochwertige randomisierte Studien fehlen. Es konnte ein erster Entwurf für ein hausärztliches Anwendungskonzept erstellt werden, im nächsten Schritt sollten die Pilotierung, Evaluierung und weitere Anpassung des hausärztlichen Konzepts erfolgen.