Selected Publication:
Pichler, K.
Depressive Symptomatik bei PatientInnen nach einem akuten Myokardinfarkt.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 88
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Baranyi Andreas
-
Rothenhäusler Hans-Bernd
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Der akute Myokardinfarkt ist vor allem in den Industrieländern eine der häufigsten Todesursachen. Auch die Depression ist eine weit verbreitete Erkrankung, über 264 Millionen Menschen leiden weltweit an einer Depression. In den vergangenen Jahren wird die wechselseitige Beziehung zwischen den beiden Erkrankungen Myokardinfarkt (MI) und Depression immer mehr zum Thema.
Man weiß, dass Faktoren wie ungesunde Ernährung, Rauchen und Bewegungsarmut das Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung erhöhen. Nach einem MI sind es u.a. diese Faktoren, die die Überlebenschancen bzw. das Risiko erneut einen MI zu erleiden beeinflussen. Nun stellt sich die Frage wie das Vorliegen einer depressiven Symptomatik den Krankheitsverlauf nach einem MI beeinflusst und welche Therapiestrategien geeignet sind um den PatientInnen mit einer Depression nach einem akuten Myokardinfarkt bestmöglich helfen zu können.
Methoden: Diese Diplomarbeit besteht einerseits aus einer Literaturrecherche, welche hauptsächlich über die medizinische Datenbank „Pubmed“ erfolgt ist. Weiters wurden auch medizinische Fachbücher und aktuelle, anerkannte Leitlinien verschiedener Fachgesellschaften als Informationsquelle herangezogen. Zusätzlich wird in dieser Arbeit mit Daten aus der DEPAMI-Studie (The Inflammatory Hypothesis of Depression in Patients after Acute Myocardial Infarction- Studie) gearbeitet. Im Rahmen dieser Studie wurde das Vorhandensein einer depressiven Symptomatik bei PatientInnen (n=65) nach einem abgelaufenen MI anhand des BDI-II (Beck-Depressions-Inventar) ermittelt. Ziel war es, die Häufigkeit der im BDI-II abgefragten depressiven Einzelsymptome bei den PatientInnen in der Frühphase nach dem akuten Myokardinfarkt und 6 Monate nach dem Myokardinfarkt darzustellen und somit auch zu ermitteln, ob sich die Symptome in diesem Zeitraum verändern. Zusätzlich wurden die Daten nach Geschlechterverhältnissen ausgewertet.
Ergebnisse: Im PatientInnenkollektiv zeigte sich bei einigen PatientInnen schon in der Frühphase nach dem MI ein Vorhandensein einzelner depressiver Symptome, die Mehrzahl der Symptome veränderte sich nicht signifikant innerhalb der folgenden 6 Monate. Eine Verbesserung der Symptomatik nach 6 Monaten konnte bei den Symptomen „Versagensgefühle“, „Selbstablehnung“,„Entschlussunfähigkeit“ und „Veränderung des Appetits“ festgestellt werden.
Einen Trend zur Verbesserung innerhalb der 6 Monate gab es bei „Bestrafungsgefühlen“ zu sehen, ein Trend zur Verschlechterung konnte bei „Veränderung der Schlafgewohnheiten“ gemessen werden.
Frauen waren von den Symptomen „Traurigkeit“, „Schuldgefühle“, „Selbstablehnung“, „Weinen“, „Entschlussunfähigkeit“, „Veränderung des Appetits“ und „Ermüdung und Erschöpfung“ prozentuell häufiger betroffen als Männer und sie zeigten sich von den Symptomen „Interessensverlust“ und „Wertlosigkeit“ häufiger schwerer betroffen als Männer.
Konklusion: Durch eine systematische Literaturrecherche konnte aufgezeigt werden, dass eine depressive Symptomatik nach einem MI die Lebensqualität der PatientInnen vermindert und das Outcome verschlechtert. Des Weiteren gilt die Depression als unabhängiger Risikofaktor für erneute kardiovaskuläre Ereignisse.
Betrachtet man die Ergebnisse der für diese Studie untersuchten PatientInnen, lässt sich feststellen, dass sich viele Post-MI PatientInnen in dieser Untersuchung bereits in der Frühphase nach dem MI von depressiven Symptomen betroffen zeigten, welche zum Großteil auch nach 6 Monate eruierbar waren.
Frauen waren prozentuell in diesem Kollektiv häufiger bzw. schwerer von der Symptomen betroffen als Männer, wobei hier die Vergleichbarkeit aufgrund des Unterschieds in der Anzahl der teilnehmenden Frauen (n=15) und der Männer (n=50) eingeschränkt ist.