Gewählte Publikation:
Gleissner, J.
Validierung zweier Subklassifikationen des T1 Urothelkarzinoms der Blase und Evaluation der prognostischen Wertigkeit.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 60
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Mischinger Johannes
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Zigeuner Richard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Die Therapieentscheidung bei high risk pT1-Blasenkarzinomen (BC) stellt bisher eine Herausforderung aufgrund fehlender validierter Subklassifizierungssysteme dar. Ziel dieser Arbeit ist die Validierung der T1m/T1e- bzw. ROL-Subklassifizierung und die Evaluierung ihrer prognostischen Relevanz bezüglich Rezidiv- und Progressionsrisiko.
Material und Methoden: Es wurden 130 PatientInnen mit pT1-BC und erfolgter Nachresektion in die retrospektive Studie eingeschlossen. Für alle Erstresektate erfolgte die pT1-Reevaluation und Beurteilung anhand der T1m/T1e- bzw. ROL1/2-Subklassifizierung. Weiters wurden (High-risk-)Rezidivauftreten, pT2-Progress, Fernmetastasen, Alter, Charlson-Comorbidity-Index, Art und Dauer der Instillationstherapien, adjuvante Therapien, krebsspezifisches und Gesamtüberleben erhoben.
Ergebnisse: Medianes Follow-up betrug 2.3 Jahre (IQA 1.2-4.2). Rezidive wurden bei 43 PatientInnen (33%) festgestellt, davon 40 High-risk-Rezidive, und bei 13 PatientInnen (10%) kam es zu einer Progression in ein Muskel-invasives (MI) BC. Für die Subklassifizierungssysteme ergaben sich bezüglich Einfluss auf Rezidivauftreten und Progression keine signifikanten Ergebnisse. Die Stadien T1e- und ROL2 waren mit einem signifikant erhöhten Risiko verbunden einen Residualtumor in der Nachresektion nachweisen zu können. Als Prognosefaktoren für Rezidivauftreten und Progression ergaben sich für das Alter ein signifikant erhöhtes High-Risk-Rezidivrisiko sowie ein erhöhtes Risiko ein MIBC oder Fernmetastasenprogress zu entwickeln. Das Gesamt- und High-Risk-Rezidiv waren bei PatientInnen ≥70 Jahre im Verlauf signifikant häufiger zu diagnostizieren.
Ein CCI >3 war mit einem erhöhten Gesamt- und High-Risk-Rezidivrisiko sowie pT2 oder Fernmetastasenprogress verbunden. PatientInnen mit CCI von >3 erlitten ebenfalls signifikant häufiger ein Gesamt- bzw. High-Risk-Rezidiv.
Die BCG-Instillationstherapie hingegen zeigte eine Reduktion des Gesamt- und High-Risk-Rezidivrisiko und eine Risiko-Reduktion für den Progress zu einem MIBC um 80%.
Diskussion: Die prognostische Wertigkeit der pT1-Subklassifizierungen nach van Rhijn et al. und Colombo et al. konnte nicht bestätigt werden. Der Nachweis von Residualtumoren in der Nachresektion ist mit einem T1e/ROL2-Substadium assoziiert. Verschiedene klinische Einflussfaktoren und die Kollektivzusammensetzung scheinen Einfluss auf die Aussagekraft der Subklassifizierung zu haben und sollten in größeren Kollektiven untersucht werden. Alter und CCI habe einen Einfluss auf das Rezidivauftreten bzw. Progression und könnten in zukünftige Risikostratifizierungen einfließen. Die Instillationstherapie konnte in ihrer therapeutischen Wertigkeit beim high risk NMIBC bestätigt werden.