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Gewählte Publikation:

Decker, F.
Der Einfluss des lymphatischen Systems auf die Pathogenese und Progression der Endometriose.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 81 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Heinemann Akos
Luschnig Petra
Altmetrics:

Abstract:
Die Endometriose ist eine gynäkologische Erkrankung, die durch extrauterines Vorkommen von Endometriumgewebe gekennzeichnet ist. Die Erkrankung erlangt zunehmend an Bedeutung, da fast jede zehnte Frau davon betroffen ist und klinische Erscheinungen, wie Schmerzen und eine mögliche Infertilität nicht außer Acht zu lassen sind. Trotz zahlreicher Theorien zur Entstehung der Krankheit ist der genaue Mechanismus noch nicht geklärt, aber eine Beteiligung des lymphatischen Systems sowie des Immunsystems scheint wahrscheinlich. Die Endometriumzellen werden durch Blut- und Lymphgefäße verschleppt, was vor allem die extraperitonealen Manifestationen der Erkrankung bei Lokalisationen wie dem Augenlid oder der Lunge erklärt. Für diese Theorie spricht, dass im Falle einer intestinalen Endometrioseausbreitung die Lymphknoten in bis zu 40% der Fälle betroffen sind. Wie im Falle einer malignen Metastasierung wird hierbei wahrscheinlich der Sentinel Lymphknoten als erstes befallen. Vor allem die in den Lymphknoten gereiften Lymphozyten haben eine wesentliche Bedeutung in der Entstehung der Krankheit. Die T-Lymphozyten sind im Rahmen der Erkrankung stark vermindert. Besonders die regulatorischen T-Zellen sind verändert und verlieren die Funktion der Immunregulation. Andererseits sind Subpopulationen der B-Zellen und deren Antikörper stark vermehrt und natürliche Killerzellen so verändert, dass sie ihre toxische Wirkung verlieren. Die zahlreichen Veränderungen der Immunzellen im Rahmen der Endometriose lassen auf einen starken Einfluss des Immunsystems bei dieser chronisch entzündlichen Krankheit schließen. Da das Immunsystem und das Lymphsystem in enger Verbindung stehen, ist auch dieser immunologische Aspekt essenziell, um die Krankheit besser zu verstehen. Auch die Ähnlichkeit der Endometriose mit Malignitäten weist darauf hin, dass die isolierten Zellen des Endometriums, ähnlich wie Tumorzellen, fähig sind zu metastasieren. Wie bei Tumorerkrankungen, konnte eine Verminderung der Zell-Zell-Adhäsion, sowie eine durch das Immunsystem modulierte, vermehrte Angiogenese festgestellt werden. Obwohl die Entstehung der Krankheit sehr komplex ist und zahlreiche Faktoren, wie der Hormonhaushalt, die Genetik und viele mehr, an der Pathogenese beteiligt sind, steht außer Frage, dass das lymphatische System und besonders die Lymphozyten einen großen Teil zur Progression beitragen.

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