Gewählte Publikation:
Fabian, M.
Outcome von monochorialen Zwillingsschwangerschaften mit selektiver fetaler Wachstumsrestriktion (sFGR).
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 53
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Klaritsch Philipp
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- Hintergrund:
Die selektive fetale Wachstumsrestriktion, im Englischen selective fetal growth restriction (sFGR), ist eine typische Komplikation bei monochorialen Mehrlingsschwangerschaften und betrifft 10% bis 25% der monochorialen Zwillingsschwangerschaften. Die sFGR tritt auf, wenn die Versorgungsgebiete der gemeinsamen Plazenta ungleich verteilt sind und daher eines der Kinder mangelhaft ernährt wird.
Im Jahr 2007 publizierte die Gruppe um Eduard Gratacos eine Klassifikation, welche die sFGR in 3 Typen einteilt und bis heute angewandt wird.
Das Auftreten dieser Komplikation geht mit einem erhöhten Risiko für ein ungünstigeres fetales und neonatales Outcome einher, wobei sich die Typen dahingehend unterscheiden.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Verlauf und das Outcome dieser Schwangerschaften zu analysieren, um ein besseres Verständnis über diese Komplikation zu erlangen.
Methoden:
In dieser retrospektiven, deskriptiven Single-Center-Studie wurden die Daten aus dem „MonoReg“ Register gezogen, in dem Informationen zu monochorialen Zwillingsschwangerschaften von 2010 bis 2019 gesammelt sind. Das Register wurde mit Patientinnen aus einer Datenbankabfrage zum Wort „monochorial“ gefüllt, sofern es wirklich monochoriale Zwillingsschwangerschaften waren und alle Daten über Verlauf und Geburt vorhanden waren.
Die Daten aus dem Register wurden in dieser Arbeit mittels IBM SPSS ausgewertet und analysiert. Als Experimentalgruppe wurden die Schwangerschaften mit einer sFGR und als Vergleichsgruppe die restlichen monochorialen Schwangerschaften definiert. In einer Subgruppenanalyse wurden die sFGR Typen miteinander verglichen. Untersucht wurden Baseline-Charakteristiken der Studienpopulation, Mortalität der sFGR, Geschlechtsverteilung, Alter bei Geburt und Morbiditäten der einzelnen Typen.
Ergebnisse:
17,7% der im Register befindlichen monochorialen Schwangerschaften waren von einer sFGR betroffen. Davon waren 62,5% dem Typ 1, 20,8% dem Typ 2 und 16,7% dem Typ 3 zuzuordnen. Die intrauterine Mortalität der sFGR Schwangerschaften betrug 12,7%. Ein Kind verstarb nach der Geburt. Die sFGR Schwangerschaften wurden im Median eine Woche früher geboren. Es gab mehr Kaiserschnitte und weniger natürliche Geburten, deshalb wurde öfter eine Spinal- oder Vollnarkose benötigt. Bei den späten Schwangerschaftskomplikationen wie vorzeitiger Blasensprung, Zervixinsuffizienz oder Plazenta-Ablösung gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. 37,7% aller Kinder der sFGR Gruppe hatten bei der Geburt ein zu geringes Körpergewicht für ihr Gestationsalter, wobei 50% zu einem Zeitpunkt der Schwangerschaft als zu leicht diagnostiziert wurden. 58,3% der sFGR Kinder waren weiblich. Die sFGR Kinder benötigten mit 76% signifikant öfter eine postnatale intensivmedizinische Betreuung. Bei der Subgruppenanalyse wurden die Typ 2 Kinder am frühesten geboren, hatten das geringste Geburtsgewicht, den geringsten Apgar-Score und die schwerste Azidose. Die Typ 3 Kinder schnitten bei der Subgruppenanalyse weniger schlecht ab, der Typ 1 am besten. Perinatale Erkrankungen wie respiratorisches Versagen, Sepsis, nekrotisierende Enterokolitis und periventrikuläre Leukomalazie waren bei sFGR Kindern häufiger und bei den Typ 3 Kindern am häufigsten (68,75%).
Diskussion:
Monochoriale Zwillingschwangerschaften mit sFGR weisen eine höhere Mortalität und Morbidität auf und müssen deshalb engmaschiger betreut werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit waren größtenteils mit den bisherigen Studien übereinstimmend. Einzig der Geschlechtsunterschied wurde in den Vergleichsstudien nicht untersucht und bedarf einer weiteren Abklärung. Um das Management monochorialer Schwangerschaften mit sFGR weiter zu verbessern, erscheinen multizentrische prospektive Studien sinnvoll, um eine ausreichend hohe Fallzahl dieser seltenen Komplikation zu erreichen.