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Al Qassab, M.
Endophthalmitisrate nach IVOM (intravitrealer operativer Medikamenteneingabe) an der Univ.- Augenklinik Graz in den Jahren 2009 bis 2018.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 77
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Wedrich Andreas
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- Einleitung: Mit steigendem Alter der Bevölkerung steigt auch die Anzahl an Patientinnen/Patienten mit Netzhauterkrankungen. Die häufigsten Erkrankungen der zentralen Netzhaut (Makula) sind die (feuchte) altersbedingte Makuladegeneration (AMD), das diabetische Makulaödem, das Makulaödem im Rahmen eines retinalen Venenverschlusses und das zystoide Makulaödem im Rahmen einer Uveitis. Diese Erkrankungen werden häufig mit einer intravitrealen operativen Medikamenteneingabe (IVOM) behandelt. Eine seltene Komplikation nach IVOM ist die Endophthalmitis, eine Entzündung, die zum kompletten Sehverlust führen kann. In dieser Arbeit wurde daher die Endophthalmitisrate nach IVOM auf verschiedene Aspekte hin untersucht.
Studiendesign: Retrospektive vergleichende Fallserie
Methoden: Alle IVOM-Behandlungen im Zeitraum von 01.01.2009 bis 31.12.2018 und die damit in Verbindung gebrachten Endophthalmitiden wurden über das Dokumentationssystem Eyemed der Univ. Augenklinik Graz erhoben. Ausgeschlossen wurden alle Patientinnen/Patienten, die einen anderen intraokulärer Eingriff in einem Zeitraum von 4 Wochen vor der Endophthalmitisdiagnose hatten. Um die Daten darzustellen wurden deskriptive Statistiken verwendet. Der Vergleich zwischen den Endophthalmitisraten wurde mittels Fischer-Exakt-Test berechnet. Ein p-Wert von weniger als 0,05 wurde als signifikant angesehen. Die Injektionsanzahl pro Patientin/Patient, zwischen den Gruppen mit Endophthalmitis und ohne Endophthalmitis, wurde mittels U-Test auf Homogenität überprüft.
Ergebnisse: Im Zeitraum vom 01.01.2009 bis 31.12.2018 wurden an der Universitäts-Augenklinik Graz 70.738 intravitreale Injektionen an 7.859 Patientinnen/Patienten verabreicht. Dabei traten 21 Endophthalmitisfälle auf. Daraus ergibt sich eine Endophthalmitisrate von 0,030%, wobei sich in der Gruppe ohne antibiotische Prophylaxe eine Endophthalmitisrate von 0,026% und mit antibiotischer Prophylaxe von 0,033% ergab (p=0,575). Die Medikamente ergaben Raten von 0,014% für Avastin®, 0,045% für Eylea®, 2,927% für Triamcinolon, 0,128% für Triesence® und 0,051% für Ozurdex®. Signifikante Unterschiede gab es zwischen Avastin® und Eylea® (p=0,049) und zwischen Triamcinolonacetonid und allen anderen Medikamenten (p<0,001). Für die verschiedenen Indikationen zur IVOM ergaben sich Endophthalmitisraten von 0,017% für AMD, 0,024% für DMÖ, 0,052% für CMÖ-RVV und 0,075% für sonstige Erkrankungen. Es traten 5 infektiöse und 16 sterile Endophthalmitiden auf. Bei den Erregern handelte es sich in allen Proben um Koagulase-negative Staphylokokken. Von den 18 Patientinnen/Patienten mit einer Endophthalmitisdiagnose, mit einer anderen Indikation als DMÖ, hatten 15 (83%) keinen und 3 (17%) einen Diabetes mellitus. Eine Autoimmunerkrankung wurde bei 2 Patientinnen/Patienten festgestellt. 11 Augen (52,38%) zeigten keine Verschlechterung des Sehvermögens, während 10 Augen (47,62%) mit diagnostizierter Endophthalmitis einen Visusverlust erlitten haben.
Schlussfolgerung: Es ergaben sich sehr niedrige Endophthalmitisraten nach IVOM. Es gab keine signifikanten Unterschiede durch die Verwendung einer antibiotischen Prophylaxe, sodass auf diese verzichtet werden kann. Weiters wurde ein signifikanter Unterschied zwischen Avastin® und Eylea® und zwischen Triamcinolon und allen anderen Medikamenten ermittelt.