Selected Publication:
Frank, T.
Krebs in der Schwangerschaft.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 75
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Benedicic Christoph
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Klaritsch Philipp
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Krebs in der Schwangerschaft. Hierfür werden in erster Linie die Therapiemöglichkeiten von gynäkologischen Krebserkrankungen thematisiert, sowie das spätere Outcome von Mutter und Kind betrachtet.
Nach dem heutigen Wissensstand sollte sich die Therapie der Krebserkrankung von schwangeren Frauen prinzipiell nach den Guidelines von nicht-schwangeren Frauen richten. Es sollte dabei aber besondere Rücksichtnahme auf das Wohlergehen des Fetus gerichtet werden. Eine Chemotherapie kann im 2. und 3. Trimester, bis zur 35. SSW durchgeführt werden. Die umfangreichste Datenlage über mögliche schädigende Effekte auf den Fetus bestehen über Platinderivate. Ab dem 2. Trimester wird das teratogene Risiko für diese Substanzgruppe auf 1,3% eingeschätzt. Weniger gut untersucht sind Taxane. Da hierbei aber eine weitaus geringere Plazentagängigkeit vermutet wird, können auch diese in der Therapie von schwangeren Frauen eingesetzt werden.
Eine Strahlentherapie gilt während der gesamten Schwangerschaft als kontraindiziert und kann daher nur in Ausnahmefällen in Erwägung gezogen werden. Hierbei ist es wichtig, dass das zu bestrahlende Gebiet nicht in der Region des Uterus lokalisiert ist, und dass der Unterleib gegenüber der Strahlenexposition abgeschirmt ist.
Ein operatives Vorgehen kann in allen drei Trimestern der Schwangerschaft erfolgen. Allerdings wurde bei chirurgischen Eingriffen im ersten Trimester ein Anstieg von Fehlgeburten verzeichnet, die aber vermutlich nicht auf die Operationen selbst, sondern auf perioperative Hypoxie, Hypotonie, Hypothermie und/oder auf einen abnormalen Glukosemetabolismus zurückzuführen ist. Daher wird empfohlen, chirurgischen Eingriffe möglichst auf das zweite Trimester zu verschieben.
Generell kann eine vaginale Entbindung empfohlen werden. Ausnahmen stellen das Vorliegen fortgeschrittener Zervixkarzinome, sowie Metastasen in Knochen und dem zentralen Nervensystem dar.
Methoden
Anhand medizinischer Datenbanken wurden nach allen an unserer Institution behandelten Patientinnen von 2003 bis 2017 gesucht, bei denen eine Schwangerschaft und eine gynäkologische Krebserkrankung in einem zeitlichen Zusammenhang von 2 Jahren auftraten. Ziel der Diplomarbeit war es, einen Überblick über die hiesige Situation geben und den Verlauf und das Management dieser Schwangerschaften und der assoziierten Malignome beschreiben. Aktuelle Literatur zu diesem Thema wurde gesichtet und analysiert werden, um einen Leitfaden für das Management betroffener Schwangerschaften zu erstellen. Ausgewählte Daten wurden auch in anonymisierter Form in ein internationales Register eingespeist werden (International Network on Cancer, Infertility and Pregnancy) eingespeist.
Ergebnisse
Insgesamt konnte 17 Frauen identifiziert werden, bei denen eine Schwangerschaft und eine gynäkologische Krebserkrankung in einem zeitlichen Zusammenhang auftrat. Es fanden sich Ovarial-, Zervix-, Vulva- und Chorionkarzinome. Bei drei Frauen erfolgte die Diagnosestellung und Therapie während der Schwangerschaft. Bei den übrigen 14 Frauen trat die Erkrankung innerhalb von 2 Jahren vor oder nach der Schwangerschaft auf und keine dieser Frauen benötigte während der Schwangerschaft eine spezielle Therapie. Therapieregime und Outcome werden in der Arbeit detailliert dargelegt. Die Datenerhebung erfolgte im Zuge der Teilnahme an einer internationalen Registerstudie.
Diskussion
Die Behandlung von schwangeren Frauen mit Krebserkrankungen sollte generell wie bei Nichtschwangeren erfolgen und der Behandlungsbeginn nicht unnötig verzögert werden. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass viele Aspekte der Behandlung noch unzureichend geklärt sind. Beispielsweise ist die tatsächliche Plazentagängigkeit vieler Chemotherapeutika nur unzureichend bekannt und es fehlen umfassende Follow-up-Studien zum Outcome der betroffenen Kinder.