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Gewählte Publikation:

Posch, H.
Vaskuläre Rezidiverkrankungen junger SchlaganfallpatientInnen.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2020. pp. 80 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Fandler-Höfler Simon
Gattringer Thomas
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: In Industrieländern betreffen rund 25% der gesamten Schlaganfälle PatientInnen im erwerbsfähigen Alter, was zu einer enormen sozioökonomischen und gesundheitlichen Belastung führt. Entgegen früherer Meinungen bestehen trotz des Anstiegs an typischen vaskulären Risikofaktoren im jüngeren Erwachsenenalter, signifikante Unterschiede zu älteren PatientInnen bezüglich Ätiologie, Risikofaktoren und Langzeitfolgen. Die vorliegende Diplomarbeit hat sich zum Ziel gesetzt, die Charakteristika junger SchlaganfallpatientInnen und ihre Korrelation zu vaskulären Rezidiverkrankungen retrospektiv zu untersuchen. Methoden: Mithilfe einer Datenbankabfrage wurden alle PatientInnen im Alter von 17-50 Jahren identifiziert, welche zwischen 01.01.2008 und 31.12.2017 an der Stroke-Unit der Universitätsklinik für Neurologie Graz aufgrund eines akuten Schlaganfalls behandelt wurden. Klinische und demographische Daten wurden zum Zeitpunkt des Index-Ereignisses und der Follow-Up-Untersuchungen ermittelt, ebenfalls wurden vaskuläre Rezidiverkrankungen im Beobachtungszeitraum bis Juli 2018 erhoben. Ergebnisse: Die PatientInnenkohorte umfasste 350 SchlaganfallpatientInnen (59% Männer, Altersdurchschnitt 41±8 Jahre). Bei 82% der PatientInnen konnte zum Zeitpunkt der letzten Follow-Up-Untersuchung zumindest ein zerebrovaskulärer Risikofaktor erhoben werden. Insgesamt kam es bei 44 (13%) SchlaganfallpatientInnen zu einem vaskulären Rezidivereignis, dabei erlitten 32 ein Schlaganfall-Rezidiv und 12 ein anderes vaskuläres Ereignis (Myokardinfarkt, Pulmonalarterienembolie, tiefe Venenthrombose oder periphere arterielle Embolie). PatientInnen mit einem vaskulären Rezidivereignis waren zum Zeitpunkt des Index-Schlaganfalls signifikant älter als jene ohne Rezidiv (45±5 Jahre vs. 40±8 Jahre; p=0,001), auch die Anzahl der zerebrovaskulären Risikofaktoren war signifikant höher (2,3±1 vs. 1,6±1; p<0,001). Eine statistisch signifikante positive Assoziation zu vaskulären Rezidivereignissen bestand bei den folgenden Risikofaktoren: arterielle Hypertonie (OR 2,16; p=0,02), Hyperlipidämie (OR 2,31; p=0,01), Nikotinabusus (OR 2,06; p=0,03) und Alkoholabusus (OR 4,26; p=0,002). Bei einer medianen Follow-Up-Zeit von 3 Jahren und einem Monat erreichten 79% der PatientInnen einen exzellenten funktionellen Outcome (entsprechend einer modified Rankin Scale von 0-1). Diese Gruppe wies einen niedrigeren Altersdurchschnitt auf (40±9 vs. 43±8; p=0,03) und hatte weniger zerebrovaskuläre Risikofaktoren (1,5±1 vs. 2,1±1; p=0,004) als PatientInnen mit einem ungünstigen funktionellen Outcome. Zwischen dem Auftreten vaskulärer Rezidivereignisse und einem exzellenten funktionellen Outcome bestand eine statistisch signifikante negative Assoziation (OR 0,24; p<0.001). Diskussion: In dieser Studienkohorte konnte gezeigt werden, dass für junge SchlaganfallpatientInnen über Jahre hinweg ein relevantes vaskuläres Rezidivrisiko besteht. Die erhebliche Last an klassischen, modifizierbaren zerebrovaskulären Risikofaktoren ist hierfür wohl hauptverantwortlich. Trotz überwiegend exzellentem funktionellem Langzeitoutcome zeigt dieses relativ hohe Rezidivrisiko, sowie die Zunahme der schlaganfallassoziierten Risikofaktoren, die Dringlichkeit einer adäquaten Identifikation und Behandlung schlaganfallassoziierter Risikofaktoren, einer professionellen zerebrovaskulären Nachsorge und der Entwicklung von Richtlinien zur Sekundärprävention des juvenilen Schlaganfalls mit Unterstützung von multizentrischen Studien.

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