Gewählte Publikation:
Mayrhofer, N.
Bronchopulmonale Dysplasie, ihr möglicher Zusammenhang mit Ureaplasmen-Kolonisation und der Nutzen von Clarithromycin als Vorbeugung bei Frühgeborenen mit Gestationsalter von 23+0 bis 27+6 - eine retrospektive Studie -.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2020. pp. 57
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Morris Nicholas Mark
-
Reiterer Friedrich
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Seit 2013 wird aufgrund einer Studie von Ozdemir et al. (1) an der Abteilung für Neonatologie des LKH Graz bei postpartal intubierten und beatmeten Frühgeborenen mit Gestationsalter von 23+0 bis 27+6 das Antibiotikum Clarithromycin prophylaktisch zur Eradizierung von Ureaplasmen und somit zur Vorbeugung einer Bronchopulmonalen Dysplasie direkt nach der Geburt verabreicht. Davor sollte ein Abstrich aus dem Rachen/der Trachea des Kindes entnommen werden, um retrospektiv den Ureaplasmen-Status festzustellen. Diese Diplomarbeit evaluiert das Outcome der Frühgeborenen nach Einführen dieser Prophylaxe an der Neonatologie des LKH Graz.
Methoden: Retrospektive Datenanalyse von 175 Kindern mit einem Gestationsalter von 23+0 bis 27+6, welche zwischen 20.01.2011 und 31.12.2018 geboren wurden. Die erste Gegenüberstellung verglich die Gruppe vor Einführung der Prophylaxe (20.01.2011-30.09.2013, Gruppe 1) mit denjenigen Frühgeborenen, die danach geboren wurden (01.11.2013-31.12.2018, Gruppe 2). Beim zweiten Vergleich wurden diejenigen Kinder aus Gruppe 2, die Clarithromycin erhalten hatten (Gruppe Cp) mit denen verglichen, die es nicht bekamen (Gruppe Cn). Bei der letzten Gegenüberstellung handelte es sich um den Vergleich zwischen Ureaplasmen-positiven (Gruppe Up) und -negativen (Gruppe Un) Kindern aus Gruppe 2. Die Signifikanz wurde mit t-Test, Mann-Whitney-U-Test und Chi-Quadrat-Test berechnet.
Ergebnisse: Es konnte bei keinem Vergleich ein signifikantes Ergebnis erreicht werden. Gruppe 1 und 2: In Gruppe 1 wurde bei 72,7% der Frühgeborenen die Diagnose BPD gestellt, in Gruppe 2 bei 81,7% (p=0,165). Die Sauerstoffgabe betrug in Gruppe 1 46 Tage, in Gruppe 2 54 Tage (p=0,103). Der durchschnittliche stationäre Aufenthalt in Gruppe 1 war 84 Tage und in Gruppe 2 89 Tage (p=0,247). Die Zahl an Pylorusstenosen stieg von 0% in Gruppe 1 auf 1,8% in Gruppe 2 (p=0,268). Gruppe Cp und Cn: In Gruppe Cp erhielten 84,7% der Frühgeborenen die Diagnose BPD, in Gruppe Cn hingegen 70,8% (p=0,121). Die Dauer der Sauerstoffgabe betrug in Gruppe Cp 56 Tage, in Gruppe Cn 45 Tage (p=0,193). Die stationäre Aufenthaltsdauer und das Auftreten von Pylorusstenosen waren annähernd gleich. Gruppe Up und Un: Das Vorkommen der Bronchopulmonalen Dysplasie war ähnlich, genauso wie die Dauer der Sauerstoffgabe und der stationäre Aufenthalt. Das Auftreten von Pylorusstenosen blieb gleich. Alle Gruppen: Die Vergleichsgruppen unterschieden sich jeweils im Gestationsalter. Gruppe Cp und Cn hatten zusätzlich signifikante Unterschiede bei der Gabe von Surfactant. Das Geburtsgewicht, die Geschlechterverteilung, die Beatmung, die Gabe von pränatalen Steroiden und das Auftreten eines persistierenden Ductus arteriosus waren in den jeweiligen Vergleichsgruppen ähnlich.
Diskussion: Diese Studie kam zu unterschiedlichen Ergebnissen als die Ausgangsstudie von Ozdemir et al. (1). Der Nutzen einer prophylaktischen Gabe von Clarithromycin zur Vorbeugung einer Bronchopulmonalen Dysplasie konnte in dieser Diplomarbeit in unserer Population nicht gezeigt werden.
1. Ozdemir R, Erdeve O, Dizdar EA, Oguz SS, Uras N, Saygan S, u. a. Clarithromycin in Preventing Bronchopulmonary Dysplasia in Ureaplasma urealyticum-Positive Preterm Infants. Pediatrics. 2011;128(6):e1496–501.