Gewählte Publikation:
Schmidbauer, M.
Angehörige auf der Intensivstation – Auswirkungen auf PatientInnen, Personal und intensivmedizinisches Umfeld.
Masterstudium; Pflegewissenschaft; [ Masterarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 84
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Lohrmann Christa
-
Schoberer Daniela
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Auf den meisten Intensivstationen herrschen oftmals restriktive Besuchszeiten. Der Zugang für die Angehörigen ist erschwert und zeitlich begrenzt. Die PatientInnen auf der Intensivstation fühlen sich dadurch häufig isoliert und einsam. Die Wahrnehmungen und Annahmen, dass die Anwesenheit von Angehörigen auf der Intensivstation die Infektionsgefahr erhöht, zur Desorganisation der Pflege führt und das vermehrter Stress entsteht, scheint der Hauptgrund für diese Einschränkungen zu sein. Diese Risiken und Wahrnehmungen im Zusammenhang mit der Anwesenheit von Angehörigen auf der Intensivstation wurden jedoch noch nicht in einer Übersichtarbeit zusammengefasst.
Ziel: Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, anhand einer Literaturarbeit, die Auswirkungen zu identifizieren, die durch die Anwesenheit von Angehörigen auf einer Intensivstation entstehen.
Methode: Die Literaturrecherche wurde in den Datenbanken PubMed, CINAHL und APA PsycNET durchgeführt. Insgesamt konnten 20 internationale Studien für diese integrative Übersichtsarbeit identifiziert werden. Für die Bewertung der Studien wurde das Bewertungsinstrument MMAT® (Mixed Methods Appraisal Tool) herangezogen. Die Studien wurden mit einem Bewertungsschlüssel von „Sehr gut“ bis „Sehr mangelhaft“ eingestuft.
Ergebnisse: Bei den inkludierten Studien handelt es sich um zehn qualitative, zehn quantitative Studien und eine mixed methods Studie. Über ein Drittel der inkludierten Studien zeigten, dass Angehörige sowohl einen positiven wie auch einen negativen Effekt auf das Pflegepersonal hatten. In vier der sieben Studien waren die Pflegepersonen der Meinung, dass die Angehörigen eine Unterstützung waren. Fast die Hälfte der Studien zeigten, dass Angehörige mehr positive Einflüsse auf die PatientInnen hatten, als negative Einflüsse. In vier Studien wurde festgestellt, dass Kinder eine Infektionsgefahr für die PatientInnen wären. Jedoch beruhten diese Aussagen nur auf Wahrnehmungen und Annahmen des Personals.
Schlussfolgerung: Die Anwesenheit von Angehörigen auf einer Intensivstation und die Integration in die Pflege hat für die PatientInnen hauptsächlich positive Auswirkungen. Es kann jedoch negative Auswirkungen auf das Personal haben. Das Personal fühlt sich gestresst, es kommt zur Unsicherheit beim Arbeitsablauf, da sich das Personal beobachtet und kontrolliert fühlt. Diese Übersichtsarbeit zeigt einen großen Handlungsbedarf für weitere Forschungen auf. Es gibt keine aktuellen und objektiven Messungen im Rahmen von Interventionsstudien, welche die Auswirkungen der Angehörigen auf die PatientInnen, das Pflegepersonal und intensivmedizinische Umfeld untersuchen.