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Gewählte Publikation:

Knezevic, J.
Hashimoto Thyreoidits und Ernährung.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 85 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Amrein Karin
Dobnig Harald
Altmetrics:

Abstract:
EINLEITUNG Die Hashimoto Thyreoiditis (HT) ist die häufigste Erkrankung der Schilddrüse (SD) und durch eine chronische, autoimmun bedingte SD-Entzündung verursacht. Betroffen sind vorwiegend Frauen. Meistens kommt es im Verlauf der Zeit zu einer Hypothyreose und oft ist eine lebenslange orale Substitution von Schilddrüsenhormonen erforderlich. Der Einfluss der Ernährung und verschiedener Nahrungsergänzungsmitteln ist gerade aus Sicht der Betroffenen hochrelevant, aber bisher nicht gut belegt. METHODEN Wir führten eine Literatursuche durch, um den Einfluss der Ernährung auf Pathogenese und Verlauf der Hashimoto Thyreoiditis beurteilen zu können, im besonderen Jod, Selen, Eisen, Vitamin D, Zink und Gluten. Dabei wurden Pubmed und Google Scholar verwendet und eine allgemeine Internetsuche durchgeführt. RESULTATE Jod, Selen, Eisen, Vitamin D und Zink erfüllen wichtige Aufgaben in der SD-Hormonsynthese und Autoimmunität. Jod ist ein integraler Bestandteil der SD-Hormone und Selen spielt in der Konversion von T4 zu T3 und als Antioxidans eine wichtige Rolle. Eisen fungiert als Cofaktor für die Thyreoperoxidase und Vitamin D als Immunmodulator. Zink übt seine Funktion in der Homöostase der SD-Hormone aus. Jod: drei Beobachtungsstudien mit insgesamt 3786 TeilnehmerInnen zeigten, dass erhöhte Jodzufuhr (Jodierung von Kochsalz) mit einer gesteigerten HT-Inzidenz korreliert bzw. HT-PatientInnen eine erhöhte mediane Jodharnkonzentration vorweisen. Jodhaltige Pharmaka, exzessive transdermale Jodexposition, sowie vermehrter Konsum von jodhaltigen Nahrungsmitteln führen zum gleichen Ergebnis. Selen: 2452 TeilnehmerInnen in fünf randomisiert kontrollierte Studien, sowie eine Metaanalyse (beinhaltet 16 kontrollierte Studien) bestätigten den Effekt einer TPO-AK-Reduktion unter Selen-Supplementation. Drei weitere RCTs mit über 250 TeilnehmerInnen konnten Selen eine Abnahme der Zytokinfreisetzung zuschreiben. Eisen: zwei Beobachtungsstudien mit 4669 Patientinnen konnten eine Korrelation zwischen Eisenmangel und niedrigen T3/T4-Spiegel aufzeigen. Koexistierende Autoimmunerkrankungen können eine weitere Ursache darstellen. Andererseits zeigten zwei RCTs und eine Beobachtungsstudie bei ca. 150 TeilnehmerInnen eine Besserung der Schilddrüsenhormone unter Eisensupplementation (auch als adjuvante Therapie zu Levothyroxin). Vitamin D: eine höhere Prävalenz von niedrigen Vitamin D-Status bei HT-PatientInnen wurde von sechs Beobachtungsstudien mit 1750 TeilnehmerInnen, als auch einer Metaanalyse mit samt 20 Fall-Kontroll-Studien beobachtet. Rund 250 PatientInnen konnten bei zwei RCTs unter Vitamin D-Supplementation eine Reduktion der TPO-AK erzielen. Zink: Ergänzende Zinkeinnahmen konnten bei zwei RCTs mit 200 TeilnehmerInnen Schilddrüsenhormonwerte steigern, insbesondere T3, da dieses mit Zinkmangel bei 80 PatientInnen einer Beobachtungsstudie in Zusammenhang gebracht wurde. Die Assoziation zwischen HT und Zöliakie wurde mittlerweile in 14 Studien mit rund 16.700 TeilnehmerInnen verzeichnet (u.a. aufgrund gesteigerter intestinaler Permeabilität). Glutenreduktion/-karenz führte bei einigen HT-PatientInnen zur Symptombesserung. Das Mikrobiom und oxidativer Stress spielen ebenfalls eine Rolle in der HT-Pathogenese. DISKUSSION Die wissenschaftliche Evidenz zum Einfluss der Ernährung auf die HT ist sehr limitiert. In Internetforen werden nichtsdestotrotz persönliche Meinungen und nicht ausreichend belegte Ernährungsempfehlungen gegeben und sorgen somit für Verunsicherung. Seriöse wissenschaftliche Studien sind erforderlich, fehlen aber weitgehend, um den möglichen Einfluss von Ernährung und Nahrungsergänzungsmitteln besser zu verstehen und möglicherweise in der Behandlung und Prävention einzusetzen.

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