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Leonhardt, K.
Kann die Probiotikatherapie mit Lactobacillus casei rhamnosus Komplikationen bei intensivgepflegten Reifgeborenen reduzieren?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 63 [OPEN ACCESS]
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Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Kurath-Koller Stefan
Resch Bernhard
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund Antibiotika-assoziierte Diarrhoe (AAD), Late-onset Sepsis (LOS), Ventilator-assoziierte Pneumonie (VAP), Multiorganversagen (MODS) und Nekrotisierende Enterokolitis (NEC) sind typische Komplikationen bei intensivgepflegten Reifgeborenen. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen welchen Effekt eine frühzeitige Probiotikatherapie mit Lactobacillus casei rhamnosus (LCR35) auf diese Komplikationen hat. Methoden Es wurden retrospektiv alle Reifgeborenen (37-42SSW) herangezogen, die im Jahre 2005 bis 2015 geboren sind, innerhalb der ersten 24 Lebensstunden an der Klinischen Abteilung für Neonatologie Graz aufgenommen wurden und sich für mindestens 7 Tage auf der Intensivstation befanden. Alle Reifgeborenen erhielten nach einer Leitlinienempfehlung systematisch die identische Therapie, beginnend am ersten Lebenstag: ein enterales Probiotikum, Gentamicin und ein Antipilzmittel. Für die deskriptive Analyse wurden nicht nur die Häufigkeiten der Komplikationen sondern auch perinatale und neonatale Daten gesammelt. Ergebnisse Im Studienzeitraum wurden 2940 Reifgeborene aufgenommen. Davon benötigten 1301 Patienten eine neonatale Intensivbehandlung. Von den 456 Reifgeborenen die die Einschlusskriterien erfüllten wurden 23 aufgrund fehlender Daten ausgeschlossen und weitere 30 verstarben. Somit ergab sich eine Studienpopulation von 403 Patienten bei denen die durchschnittliche und mediane Aufenthaltsdauer 10 Tage betrug. Das mediane Gestationsalter betrug 38 Schwangerschaftswochen und das Geburtsgewicht 3300g. 246 NG (61%) hatten nicht-invasive oder invasive Respiratorunterstützung und 334 (83%) erhielten Antibiotika. Kein Kind entwickelte eine NEC, MODS, VAP, oder AAD. 16 NG (4.0%) entwickelten eine LOS. 13% (2/16) dieser Patienten wurden gestillt im Vergleich zu 31% (123/387) bei denen die keine LOS entwickelten (p=0.055). Alle Blutkulturen waren negativ auf LCR. Diese Behandlung war sicher und ohne Nebenwirkungen. Schlussfolgerung Bei der beobachteten Studienpopulation zeigten sich im Vergleich zur Literatur sehr niedrige intensivmedizinische Komplikationsraten. Das seit fast zwei Jahrzehnten verfolgte standardisierte, prophylaktische, multimodale und anti-infektive Konzept der Abteilung, welches eine frühzeitige Prophylaxe mit einem LCR35-Stamm beinhaltet erwies sich als sicher und resultierte in diesen sehr niedrigen Komplikationsraten bei Reifgeborenen. In diesem Fragenkomplex ist der Einfluss von früher Muttermilchernährung nicht zu unterschätzen.

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