Gewählte Publikation:
Brunner-Preis, M.
Häufigkeiten von pädiatrischen Lebererkrankungen in Zentral-Europa Eine Umfrage in 9 Ländern im Rahmen einer Zusammenarbeit von pädiatrischen Leberzentren (CEPLA: Central European Paediatric Liver Association).
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp.
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Jahnel Jörg
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Schlagenhauf Axel
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund/ Zielsetzung:
Pädiatrische Lebererkrankungen haben in Zentraleuropa eine geringe Inzidenz, genaue Daten liegen nicht vor. Im Rahmen dieser Arbeit wurde mit Hilfe eines speziell für diese Tatsache zugeschnittenen Fragebogens versucht, PatientInnenzahlen zu akquirieren, um erstmals eine Vergleichsdatenlage spezifischer Lebererkrankungen zu erhalten. Es wird der Kernfrage nachgegangen, welche kindlichen Lebererkrankungen vertreten sind und welche Häufigkeiten diese aufweisen. Der langfristige Hintergrund dieser Arbeit ist, eine Basis für eine Plattform in Zentral-Europa zu schaffen, die den Datenaustausch, die Kommunikation und die länderübergreifende Zusammenarbeit fördert.
Methoden:
Diese Arbeit beinhaltet einerseits einen theoretischen Teil mit Zusammenfassung des aktuellen Wissenstands und andererseits einen praktischen Teil in Form einer Umfrage. Für die theoretische Basis und die Recherche von aktuellen Fallzahlen wurden Lehrbücher der pädiatrischen Gastroenterologie/Hepatologie und fachspezifische Artikel aus der Online-Literaturdatenbank PubMed herangezogen. Die Kernfrage wurde mit Hilfe eines extra angefertigten Online-Fragebogens (SurveyMonkey®) bearbeitet. Dieser wurde an Fachzentren in neun zentral-europäischen Länder versendet, wobei der Fragebogen von zwölf HepatologInnen beantwortet wurde. Die graphische und tabellarische Verarbeitung der erhaltenen Ergebnisse erfolgte mittels MS Word und MS Excel.
Resultate:
Die wichtigste Erkenntnis im Rahmen der Erhebung der Daten ist, dass offensichtlich rund 6,5% der ~11 Mio. Kindern, die in Zentral-Europa aufwachsen, an Lebererkrankungen leiden. Bei den cholestatischen Lebererkrankungen stellt die biliäre Atresie (n=326) mit Abstand die häufigste Erkrankung in dieser Gruppe dar. Bei den Hepatitiden und Autoimmunerkrankungen ist in allen Zentren die Autoimmun-Hepatitis (AIH) im Vergleich zu den anderen entzündlich bedingten Lebererkrankungen an erster Stelle genannt (n=361). Was Hepatitis A/B/C betrifft, konnten keine fundierten Zahlen erfasst werden, da nicht jedes Zentrum diese Erkrankungen betreut. Bei metabolischen Lebererkrankungen sticht Italien mit seiner äußerst geringen Fallzahl (n=11) hervor, was darauf schließen lässt, dass hier ein anderes Augenmerk auf diese Ätiologie gelegt wird. Morbus Wilson (n=239) wird als die am häufigsten vertretene Stoffwechselerkrankung insgesamt genannt. Betrachtet man die Gesamtzahl der abgefragten Lebererkrankungen (n=2135), so kann die Zahl der nicht-klassifizierbaren Erkrankungen (n=152) offensichtlich geringgehalten werden. Die Nachbetreuungsfallzahlen im Rahmen einer LTX lassen keinen Zweifel offen, dass diesbezüglich besonders in Österreich (n=166) und Polen (n=250) ein gutes Management vertreten ist. Slowenien (n=15) und die Tschechische Republik (n=15) haben die geringste Nachbetreuungsrate.
Conclusio:
Durch diese Arbeit wird es offensichtlich, dass die Inzidenz von pädiatrischen Lebererkrankungen in Zentral-Europe mit 6,5% beeindruckend hoch ist. Weiters streicht sie heraus, dass erst durch Kooperationen von ähnlichen Zentren in unterschiedlichen Regionen ein Gesamteindruck von Krankheiten mit geringen Inzidenzen geschaffen werden kann. Um deren bestmögliche Behandlung zu gewährleisten, sollte in Zukunft eine grenzübergreifende Vernetzung von HepatologInnen angestrebt werden.