Gewählte Publikation:
Waldner, S.
Zink- und Selen-Spiegel bei Kindern und Jugendlichen mit Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 77
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Hauer Almuthe
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Jahnel Jörg
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Zobel Joachim
- Altmetrics:
- Abstract:
- Allgemein:
Durch teils unspezifische klinische Präsentation im Kindes- und Jugendalter sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) nach wie vor schwer zu diagnostizieren, was nur durch den Einsatz von Endoskopie und Biopsie möglich ist. Da Morbus Crohn (MC) und Colitis Ulcerosa (CU) zu Mangelzuständen und Wachstumsstörungen führen können, ist eine rasche Diagnosesicherung unumgänglich. Inwiefern Zink- und Selenspiegel mit der Krankheitsaktivität korrelieren und als Malabsorptionsmarker einsetzbar wären, um durch regelmäßige Erfassung die Frequenz der invasiven Diagnostik zu verringern, ist Gegenstand dieser retrospektiven Datenanalyse. Da Spurenelemente insbesondere in jenen Darmabschnitten resorbiert werden, welche bei CED, vor allem bei MC, von der Krankheit befallen sind, sollten die Werte geringer sein, je aktiver die Krankheit gerade ist.
Material/Methoden:
Insgesamt umfasste unsere retrospektive Datenanalyse 33 pädiatrische CED- PatientInnen (21 MC, 10 CU, 2 CED-unklassifiziert) die im Zeitraum von 2002 bis 2017 an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz vorstellig waren. Einschlusskriterien waren dabei eine sicher diagnostizierte CED und bekannte Zink- und Selen-Werte bei Erstdiagnose oder im Krankheitsverlauf. Es wurden dabei nicht nur Zink- und Selen-Werte, sondern auch andere Laborparameter erhoben und mittels SPSS, R 3.6.2, GraphPad Prism und Microsoft Excel 2018 analysiert.
Ergebnisse:
Die Mittelwerte aller CED-PatientInnen lagen sowohl für Zink, als auch Selen jeweils signifikant unter den Mittelwerten des altersentsprechenden Referenzbereichs. Dabei befanden sich die Mittelwerte der analysierten Spurenelemente bei MC (Zink: 77,0 ± 16,8 μg/dl; Selen: 7,42 ± 1,90 μg/dl) unter denen von CU (Zink: 91,9 ± 18,4 μg/dl; Selen: 8,24 ± 2,56 μg/dl). Hierbei zeigte sich für Zink ein signifikanter Unterschied (p-Wert: 0,023; Cohen-d: 0,8), nicht aber für Selen (p-Wert: 0,19).
Des Weiteren konnten wir einen signifikanten Unterschied zwischen den PatientInnen mit einer CED-Therapie (Zink: 86,1 ± 17,8 μg/dl; Selen: 8,08 ± 2,23 μg/dl) und den PatientInnen ohne einer CED-Therapie (Zink: 68,4 ± 13,4 μg/dl; Selen: 6,2 ± 0,83 μg/dl) feststellen. Hierbei zeigten sich signifikant höhere Zink- und Selenwerte unter Einfluss einer Therapie (Zink: p-Wert: 0,003; Selen: p-Wert 0,001). Der Effekt einer Therapieanwendung ist überdies sehr stark, wie die d- Werte nach Cohen zeigen (Zink: Cohen-d: 1,12; Selen: Cohen-d: 1,11).
Die Untersuchung von möglichen Korrelationen zwischen den Entzündungs- parametern CRP bzw. Calprotectin und den Spurenelementen Zink, Selen brachte für die vorliegenden Datensätze keine signifikanten Ergebnisse.
Conclusio:
Da die Mittelwerte von Zink und Selen bei unseren PatientInnen signifikant unter den Mittelwerten der Referenzbereiche lagen, unterstützt dies unsere These, dass es bei CED durch die Malabsorption im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung zu geringeren Spurenelementwerten kommt. Auch zeigte sich zumindest bei Zink, dass dieser Effekt bei MC größer ausgeprägt ist als bei CU. Durch die Vergleiche mit ohne Therapie konnten wir außerdem signifikant höhere Werte bei Therapieeinsatz (angenommen Krankheitsremission) zeigen. Es ließ sich jedoch keine Korrelation zwischen Krankheitsaktivität und Spurenelementen feststellen. Aufgrund der Limitationen unserer Studie empfehlen wir vor Einsatz von Zink und Selen als Aktivitätsmarker in der Routinediagnostik die Durchführung einer multizentrischen, prospektiven Studie mit Kontrollgruppe.