Gewählte Publikation:
Tripolt, P.
Prävalenz und Entstehungsmechanismen von gesteigerten Lokalreaktionen nach Hymenopterenstichen.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 55
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Arzt-Gradwohl Lisa
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Sturm Gunter
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung:
Gesteigerte Lokalreaktionen nach Hymenopterenstichen sind wahrscheinlich IgE-vermittelte Reaktionen. Ältere Studien belegen, dass die meisten Patientinnen und Patienten, welche eine gesteigerte Lokalreaktion aufwiesen, auch einen positiven Hauttest zeigten. Jedoch konnten bei nur ungefähr der Hälfte positive sIgE-Werte nachgewiesen werden, sofern diese durch das alte RAST-System bestimmt wurden.
Methoden:
Es wurden für diese retrospektive Studie die Daten von 620 Patientinnen und Patienten ausgewertet. Eingeschlossen wurden 310 Personen, welche unter gesteigerten Lokalreaktionen litten, sowie 310 Personen mit systemischen Stichreaktionen in der Vergangenheit. Das Ziel war es herauszufinden, ob generell sIgE im Serum bei Patientinnen und Patienten mit gesteigerten Lokalreaktionen nachgewiesen werden kann. Des Weiteren wurden sowohl die Werte von sIgE und sIgG4, als auch weitere klinische Parameter zwischen den beiden Gruppen verglichen.
Ergebnisse:
Von den 310 Personen mit gesteigerten Lokalreaktionen, wiesen 250 (80,6%) eine Schwellung mit einem Durchmesser von 10-20 cm auf und 60 (19,4%) eine, die größer als 20 cm war. Patientinnen und Patienten mit systemischen Stichreaktionen litten vorwiegend unter moderaten bis schweren Reaktionen.
Positive sIgE-Werte wurden in 80,9% der Patientinnen und Patienten mit gesteigerten Lokalreaktionen und zu 95,2% bei jenen mit systemischen Stichreaktionen gefunden (p<0,001). Jedoch unterscheiden sich die Medianwerte des spezifischen IgE für Bienengift (p=0,988), Wespengift (p=0,757) und des Gesamt-IgE (p=0,386) nicht zwischen den beiden Kollektiven.
Gesteigerte Lokalreaktionen traten nur bei 3,4% der Personen nach einem Stich am Stamm auf, wohingegen 15,4% der systemischen Stichreaktionen nach einem Stich am Stamm resultierten (OR: 5,192; 95% CI: 2,489-10,831; p<0,001). Ähnlich verhielt es sich bei Stichen am Capillitium: Auch hier traten gesteigerte Lokalreaktionen seltener auf als systemische Stichreaktionen (8,1% versus 26,2%; OR: 4,030; CI 1,086-14,951; p=0,035).
Interessanterweise wurde das Vorhandensein von inhalativen Allergien öfter bei Personen mit gesteigerten Lokalreaktionen (36,8%) beobachtet als bei Personen mit systemischen Stichreaktionen (22,6%; OR: 0,501; CI: 0,353-0,713; p<0,001).
Schlussfolgerungen:
Mit dem CAP System konnte sIgE im Serum bei einem Großteil der Personen mit gesteigerten Lokalreaktionen bestimmt werden. Dies wiederum lässt darauf schließen, dass das sIgE eine wichtige Rolle in der Entwicklung von gesteigerten Lokalreaktionen spielt. Die Medianwerte unterschieden sich jedoch nicht zwischen den beiden Gruppen. Daher stellt die Bestimmung des sIgE kein passendes Mittel dar, um zwischen gesteigerten Lokalreaktionen und systemischen Stichreaktionen zu unterscheiden; die Art zukünftiger Stichreaktionen ist nicht vorhersagbar.