Gewählte Publikation:
Steininger, C.
Prognostischer Nutzen der initialen Bildgebung nach schwerem Schädelhirntrauma.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 60
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Holl Etienne
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Unger Frank
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Die Vorhersage des neurologischen Behandlungsergebnisses bei komatösen PatientInnen nach schweren Schädelhirntraumas (SHT) ist unsicher.
Eine frühzeitige Einschätzung des Krankheitsverlaufes ist für die Entscheidung weiterer Therapiemaßnahmen von großer Bedeutung. Die Beurteilung der initialen Computertomographie-Befunde mittels CT-Scores wird in der Literatur als prognostisches Hilfsmittel verwendet.
Diese Studie untersucht den prognostischen Nutzen des Rotterdam-CT-Scores, sowie den Einfluss von Hirnstammblutungen, diffusen axonalen Schädigungen (DAI), und dem Alter der PatientInnen auf das Behandlungsergebnis.
Methoden: Es wurden die Daten von 99 PatientInnen (X̅ = 44,48) mit schwerem SHT in einer retrospektiven Datenanalyse ausgewertet, die in den Jahren 2011-2016 an der neurochirurgischen Intensivstation des LKH-Univ. Klinikum Graz behandelt wurden. Einschlusskriterien waren das Vorhandensein des initialen CT-Befundes und die Nachvollziehbarkeit des Rehabilitationsergebnisses.
Die CTs wurden mit dem Rotterdam-Score beurteilt, zusätzlich auf das Vorliegen einer Hirnstammblutung oder einer DAI überprüft, und mit der modified Rankin Scale (mRS) in Korrelation gesetzt. Die Werte der mRS wurden in 2 Gruppen zusammengefasst: „guter Outcome“ (mRS 0,1,2) und „schlechter Outcome“ (mRS 3,4,5,6).
Die Altersverteilung wurde in 3 Gruppen unterteilt (0 = Alter <30; 1 = Alter 30 – 50; 2 = Alter >50) und mit der mRS in Korrelation gesetzt.
Ergebnisse: Es zeigte sich eine moderate Korrelation (Korrelationskoeffizient 0,45) zwischen Rotterdam-Score und mRS und eine unterschiedliche Verteilung zwischen PatientInnen mit einem R-Score von 1 und 3 (p = 0,021) bzw. PatientInnen mit einem R-Score von 2 und 3 (p = 0,030). Ab einem R-Score von 3 oder höher fanden sich deutlich mehr PatientInnen in der Gruppe „schlechter Outcome“.
Bei 8 PatientInnen ließ sich eine Hirnstammblutung nachweisen, alle fielen in die Gruppe „schlechter Outcome“.
Das Vorliegen einer DAI zeigte keine signifikanten Unterschiede in der Verteilung (p = 0,114).
Bei den Altersgruppen zeigte sich eine unterschiedliche Verteilung zwischen den Gruppen 0 und 2 (p = 0,009) und den Gruppen 1 und 2 (p = 0,008). Ein Alter über 50 Jahre ist also mit einem schlechteren Outcome assoziiert.
Zusammenfassung: Der Rotterdam-Score hat einen signifikanten prognostischen Nutzen für die Einschätzung des Langzeit-Outcomes. Ab einem R-Score von 3 oder höher ist mit einem schlechteren Langzeitergebnis zu rechnen. Hirnstammblutungen und ein Alter von über 50 Jahren zeigten ebenfalls eine Korrelation mit einem ungünstigen Outcome. Bei Durchführung einer MRT in den ersten Tagen nach Unfall würden Hirnstammblutungen aufgrund der spezifischeren Untersuchungsmethode präziser prognostiziert werden können.