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Gewählte Publikation:

Zietemann, L.
Vertrauen in Mitmenschen, Ärzte/innen und das Gesundheitssystem unter älteren Pflegegeldempfänger/innen (50+) in Österreich.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universitaet Graz; 2020. pp. 74 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Freidl Wolfgang
Stolz Erwin
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund Mit der Zunahme der Anzahl an älteren Pflegegeldempfängern/innen in Österreich und dem damit einhergehenden Anstieg von Lebensjahren mit funktioneller Beeinträchtigung rückt zunehmend eine qualitativ hochwertige Versorgung dieser Personengruppe im Alltag in den Fokus. Ältere pflegebedürftige Personen sind in ihrem täglichen Leben sowie in ihrer pflegerischen und medizinischen Versorgung stark von ihren Mitmenschen abhängig. Durch dieses Abhängigkeitsverhältnis steigt die Bedeutung von Vertrauen in eine gelungene medizinische Versorgung. Methoden Anhand einer österreichweiten Querschnittsanalyse, in Auftrag geben vom Institut für Sozialmedizin, wurde 2016 mittels computergestützter Befragung von 493 älteren Pflegegeldempfänger/innen (50 +) erhoben, wie sehr Pflegebedürftige anderen Menschen - den Ärzten/innen im Allgemeinen und dem Gesundheitssystem im Speziellen - vertrauen und welche Determinanten das Vertrauen beeinflussen. Mittels multipler linearer Regression wurde untersucht, welche Determinanten für die drei Zielvariablen „soziales Vertrauen“, „Vertrauen in Ärzte/innen“ und „Vertrauen in das Gesundheitssystem“, maßgeblich sind. Ergebnisse Das Bestimmtheitsmaß R² betrug in der multiplen linearen Regression des Modells „soziales Vertrauen“ 0,09 (N = 404, p < 0,001). Dabei zeigten sich signifikante Zusammenhänge (p<0,05) mit den unabhängigen Variablen „Religiosität“, „Lebensqualität“ und „Pflegestufe“ mit folgender Richtung: Je religiöser der/die Proband/in, je höher die Lebensqualität und je höher die Pflegestufe, desto größer ist das soziale Vertrauen. In der multiplen linearen Regression des Modells „Vertrauen in Ärzte/innen“ betrug das Bestimmtheitsmaß R² = 0,12 (N = 353, p <0,001). Die unabhängigen Variablen „Religiosität“, „Lebensqualität“ und „Wohnort“ zeigten einen signifikanten Zusammenhang mit folgender Richtung: Je religiöser der/die Proband/in, je höher die Lebensqualität, desto größer ist das Vertrauen in Ärzte/innen. Die Probanden/innen, welche in einer Kleinstadt leben, haben mehr Vertrauen in Ärzte/innen, verglichen mit den auf dem Land lebenden. Das Bestimmtheitsmaß R² des Modells „Vertrauen in das Gesundheitssystem“ betrug in der multiplen linearen Regression 0,18 (N = 418, p < 0,001). Die Zielvariable zeigte mit den unabhängigen Variablen „Religiosität“, „Lebensqualität“ und „Alter“ einen signifikanten Zusammenhang mit folgender Richtung: Je religiöser der/die Proband/in, je höher die Lebensqualität und je höher das Alter, desto größer ist das Vertrauen in das Gesundheitssystem. Conclusio Im Allgemeinen zeigt sich bezogen auf das Kollektiv „ältere Pflegebedürftige“ anhand der aktuellen Studienlage ein großer Nachholbedarf an Untersuchungen, die speziell auf dieses Kollektiv, sowie auf die Determinante Vertrauen ausgerichtet sind. Die Ergebnisse dokumentieren den Benefit eines großen Maßes an Vertrauen sowohl für den Einzelnen als auch für den gesamten Gesundheitssektor. Daher sollte es nicht nur im Bereich Gesundheitswesen Anstoß für Maßnahmen, die Vertrauen stärken und erweitern, geben, sondern auch in anderen öffentlichen Sektoren.

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