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Gewählte Publikation:

Wollinger, M.
Langzeitergebnisse der PatientInnen mit einer Aortenklappenstenose besprochen in der interdisziplinären Herzkonferenz unter besonderer Berücksichtigung der niederen und intermediären Euro-Scores
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2019. pp.50 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Mächler Heinrich
Zirngast Birgit
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung Die Aortenklappenstenose ist heutzutage der häufigste behandlungsbedürftige Klappenfehler. Mit zunehmender Prävalenz durch das ansteigende Bevölkerungsalter, erlangt die Erforschung und Behandlung dieser Erkrankung mehr an Wichtigkeit. Seit der Einführung der Transkatheter-Intervention hat dieses Verfahren enorm an Bedeutung gewonnen. Durch die vielversprechenden Kurzzeitergebnisse dringt die TAVI, auch durch die 2017 publizierten EACTS-Guidelines mit der Indikationserweiterung für dieses Verfahren, in den niederen perioperativen Risikobereich in jenes Kollektiv vor, welches zuvor mit einer konventionellen Aortenklappenersatz-Operation versorgt wurde. Doch es mangelt an sicheren Langzeitergebnissen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Datensammlung und Auswertung der Langzeitergebnisse der AKE versus der TAVI der Universitätsklinik Graz und mit dem Vergleich internationaler Studien. Methoden In dieser Arbeit wurden Daten von PatientInnen von 2011-2014 aus der interdisziplinären Herzkonferenz des LKH/Univ. Klinikum Graz, die mit einem AKE oder einer TAVI versorgt wurden, untersucht. Das Datenkonvolut wurde mithilfe des EuroSCORE II in einen niedrigen (ES II < 4%) und einen intermediären (ES 4-8%) Risikobereich unterteilt. Von den ermittelten 418 PatientInnen, wurden zur Vervollständigung der Daten 302 telefonisch kontaktiert. Die PatientInnenkohorte wurde weiters in die Untergruppen AKE, AKE+CABG, TAVI gesamt, TF-, TA-, TAo-TAVI und TAVI+PCI unterteilt und ausgewertet. Der Fokus der Datenanalysen lag auf der 30-Tages-Mortalität und den Langzeitergebnissen. Ergebnisse Das mittlere Durchschnittsalter am Interventionstag war bei der AKE-Population 77±6,4 und bei der TAVI-Gruppe 82±6,2 Jahre. Lost for follow-up waren 14 von 418 (3,3%) PatientInnen. Die mittlere Beobachtungszeit der Studienkohorte lag bei 5,5±1,2 Jahre. Die 30-Tages-Mortalität zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Verfahren (ES II < 4%: AKE (n=67) 4,5%, AKE+CABG (n=19), 0%, TAVI gesamt (n=157) 5,7%, TAVI+PCI (n=27) 7,4%; ES II 4-8%: AKE (n=15 ) 6,7%, AKE+CABG (n=18), 16,7%, TAVI gesamt (n=82) 8,5%, TAVI+PCI (n=19) 0%). Ähnlich verhält es sich mit der 1-Jahres-Mortalität (ES II <4% (niedriges Risiko): AKE (n=67) 10,4%, AKE+CABG (n=19), 5,3%, TAVI gesamt (n=157) 13,4%, TAVI+PCI (n=27) 29,6%; ES II 4-8% (mittleres Risiko): AKE (n=15) 6,7%, AKE+CABG (n=18) 16,7%, TAVI gesamt (n=82) 18,3%, TAVI+PCI (n=19) 10,5%). Die mittleren Langzeitergebnisse zeigen, dass das Kollektiv im ES II <4% mit dem AKE nach dem Eingriff im Mittel 55±25,5 Monate lebt, das Kollektiv AKE + CABG 50±21,4 Monate, das TAVI-Kollektiv 48±23,7 Monate und das Kollektiv der TAVI+PCI 38,9±30,2 Monate. Im ES II 4-8% zeigt sich ein Überleben beim AKE im Mittel von 60±21,2 Monaten, AKE+CABG 48±23,3 Monaten, TAVI-Kollektiv 42±25,4 Monate und das Kollektiv der TAVI+PCI 43±19,5 Monaten. Durch die Interventionen konnte ein durchschnittliches Alter von ungefähr 82 Jahren für AKE-PatientInnen und 86 Jahren für TAVI-PatientInnen erzielt werden. Diskussion Die Ergebnisse dieser Studie einer „wahren Welt“-Population zeigen im Vergleich zu den randomisierten Studienkollektiven, dass die konventionell chirurgisch versorgten PatientInnen ein etwas besseres Langzeitergebnis in den beiden untersuchten Risikobereichen aufweisen. Da es sich bei der AKE-Gruppe aber im Mittel um fünf Jahre jüngere und auch um die vermeintlich „gesündere“ Population handelt, kann nicht sicher geschlossen werden, dass das AKE-Verfahren die für das Langzeitüberleben vorteilhaftere Methode darstellt. Die Ergebnisse zeigen, dass jüngere PatientInnen und solche mit einem geringeren operativen Risiko, noch nicht leichtfertig einer TAVI zugeführt werden sollten. Der EuroSCORE II allein wäre bei der Entscheidung der Methode unzureichend. Essentiell für die optimale PatientInnenversorgung ist die Entscheidungsfindung durch das multidisziplinäre Herz-Team.

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